Hamburg. Ein Mann wird beschuldigt, einen Fußgänger auf der Ludwig-Erhard-Straße angefahren und tödlich verletzt zu haben.

Ende Februar dieses Jahres erfährt Rouja A. (36) aus der Zeitung von einem Gerichtsprozess. Ein Mann wird beschuldigt, einen Fußgänger auf der Ludwig-Erhard-Straße angefahren und tödlich verletzt zu haben. Sie kennt das Unfallauto, es gehört ihr, ein Audi A3 Cabrio. Sie kennt auch den Angeklagten, Abdul M. Und sie weiß, dass der falsche Mann vor Gericht steht. Tatsächlich saß nicht er, sondern sein Bruder Mohammad M., ihr früherer Verlobter, in den Morgenstunden des 20. Mai 2017 hinterm Steuer. So erzählt es Rouja A. der Polizei. Am Montag hat das Gericht Abdul M. vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Im Visier der Ermittler steht nun sein Bruder.

Dass das Verfahren einen derart kuriosen Verlauf genommen hat, ist einer Gemengelage aus nachlässiger Polizeiarbeit, der dreisten Irreführung durch den mutmaßlichen Unfallfahrer Mohammad M. und dem Schweigen des Angeklagten Abdul M. geschuldet. Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft Abdul M. vorgeworfen, mit 75 km/h statt der erlaubten 50 km/h den britischen Touristen auf Höhe des Holstenwalls erfasst zu haben, als der gerade die Straße überquerte. Der 27-Jährige erlag noch am Unfallort seinen Kopfverletzungen.