Hamburg. Amal ist ein arabisches Wort, das „Hoffnung“ bedeutet. Und Omid Rezaee kann sich noch gut daran erinnern, wie es war, als er vor vier Jahren voller Hoffnung nach Deutschland gekommen ist. 25 Jahre war er alt, als er versuchte, sich in Berlin ein neues Leben aufzubauen. In seiner Heimat Iran war er Journalist. Nach einer Verhaftung hatte er das Land verlassen.
Rezaee ist gut ausgebildet und – wie es sich für einen Journalisten gehört – wissenshungrig und neugierig. Neugierig auf das neue Land und die neue Stadt Berlin. Und so versuchte er, sich die Stadt zu erschließen, das aktuelle Geschehen zu verfolgen, aber das war nicht so leicht. „Ich konnte damals natürlich noch kein Deutsch sprechen und fand kaum Informationen über tagesaktuelle Nachrichten aus der Stadt“, so Rezaee.
Stattdessen las er in Facebook-Gruppen in seiner Muttersprache. „Aber mit echtem Journalismus hat das natürlich nichts zu tun. Eine richtige Nachrichtenseite gab es nicht“, so der heute 29-Jährige. Es sollten nur wenige Monate vergehen, bis Omid Rezaee Mitarbeiter bei einem Projekt wurde, das daran etwas ändern wollte. Gemeint ist das digitale Nachrichtenportal „Amal, Berlin“, das von der Evangelischen Journalistenschule gegründet wurde und unter anderem von der Körber-Stiftung finanziert wird.
Die Kollegen sind ausgebildete Journalisten
Die Idee: Menschen, die nach Deutschland zugewandert sind, die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer Muttersprache über die Geschehnisse in der neuen Umgebung zu informieren. Nach dem großen Erfolg in der Hauptstadt geht am 10. April nun „Amal, Hamburg!“ online. Und wieder ist Omid Rezaee mit dabei, der mit seinen Kollegen die neue Redaktion bezogen hat, die sich in den Büroräumen des Hamburger Abendblatts befindet, das das Projekt ebenfalls unterstützt. Die Pläne sind groß: Mit einem täglichen, breiten Nachrichtenangebot in arabischer und persischer Sprache will die kleine Redaktion diejenigen Menschen erreichen, die bislang (noch) kein Deutsch sprechen. Neben Omid Rezaee sind noch zwei weitere Redakteure mit an Bord: die 27 Jahre alte Nilab Langar aus Afghanistan und der ebenfalls 27-jährige Ahmad Alrifaee aus Syrien. Auch sie sind ausgebildete Journalisten.
Nilab Langar hat in Mazar-e-Sharif Journalismus studiert und danach bei einer Internetzeitung gearbeitet. Auch sie kam 2015 nach Deutschland und hat hier, nachdem sie die Sprache gelernt hatte, eine Weiterbildung an der Hamburg Media School gemacht. Bei „Amal, Hamburg!“ wird sie sich um Texte auf Persisch kümmern. Amal-Kollege Ahmad Alrifaee kommt aus Syrien und hat mit dem Journalismus begonnen, als in Syrien die Revolution begann. Er arbeitete für die Nachrichtenagentur Reuters, vor allem als Fotojournalist. Bei Amal, Hamburg! ist er für das arabische Ressort zuständig.
Alle drei sind überzeugt, dass Integration nur funktionieren kann, wenn man informiert ist über das aktuelle Geschehen. „Nur so kann man sich eine Meinung bilden, mitreden und sich austauschen. Wir wollen für mehr Kommunikation innerhalb der Community sorgen“, so Omid Rezaee.
50.000 potenzielle Leser in Hamburg
Mit der Community sind die schätzungsweise 50.000 Menschen in Hamburg gemeint, die entweder Persisch oder Arabisch als Muttersprache haben. außer Nachrichtenstücken werden auf der www.amalhamburg.de auch Reportagen, Interviews, Videoformate und Hintergrundstücke erscheinen.
„Wir kümmern uns natürlich um alle wichtigen Themen, haben allerdings einen Fokus auf die Themen Migration und Integration“, so Rezaee weiter. Bis zum Start von „Amal, Hamburg!“ am Mittwoch, 10. April, sind es noch ein paar Tage. Die letzten Vorbereitungen laufen, die Vorfreude ist jedem anzumerken. Zum offiziellen Launch der Seite lädt die Körber-Stiftung ebenfalls am 10. April ab 19 Uhr ins KörberForum (Kehrwieder 12). An diesem Abend gibt es für alle Interessierten die Möglichkeit, die Amal-Redakteure kennenzulernen und Fragen zu stellen. Neben Kultursenator Carsten Brosda (SPD) werden Bischöfin Kirsten Fehrs, Abendblatt Chefredakteur Lars Haider sowie Vertreter der Körber-Stiftung und der Evangelischen Journalistenschule an der Diskussionsrunde teilnehmen.
Weiter soll der Blick an diesem Abend auf das Thema „Sport und Integration“ gerichtet sein. Darüber diskutieren unter anderen die afghanische Fußballnationalspielerin Shabnam Ruin, der ehemalige FC-St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen und der HSV Beachsoccer-Spieler Mohammad Marfavi. 50 Plätze sind für Abendblatt-Leser reserviert. Anmeldung (gerne auch mit Begleitung) über gewinnspiel@abendblatt.de.
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