Hamburg. Seit einem Jahr ist Peter Tschentscher Hamburger Bürgermeister. Politik betreibt er, wie er es als Mediziner gelernt hat.

Man tut Peter Tschen­tscher nicht Unrecht, wenn man ihn als einen bedächtigen und sehr gründlichen Politiker bezeichnet. Der Erste Bürgermeister analysiert, wägt ab, hört zu, ehe er entscheidet. Dabei zeichnet ihn auch eine gewisse Detailverliebtheit aus, was die Entscheidungsprozesse durchaus verlängert.

Der habilitierte Labormediziner zitiert gern den berühmten Arzt und Politiker Rudolf Virchow, der gesagt hat: „Politik ist nichts anderes als Medizin im Großen.“ Die ärztlichen Tugenden, die für den Sozialdemokraten auch in der Politik Richtschnur sind, lauten: zunächst untersuchen, dann einen Befund erheben und die Diagnose erstellen. Erst zum Schluss wird die Therapie festgelegt. „In der Politik werden oft Maßnahmen gefordert, bevor die Ursachen eines Problems geklärt sind“, sagte Tschentscher bei seinem Amtsantritt im Abendblatt-Interview. Ginge es nach Tschentscher, die Politik müsste wohl entschleunigt werden.