Hamburg . Seine Gäste sollen das bekommen, was ihnen schmeckt – bis zum Schluss. Auf manche Zutaten muss der Koch aber verzichten.

Manchmal wird während des Mittagessens ein Sarg über den Flur getragen, der an der offenen Wohnküche entlangführt. Und am Anfang, als Marc Bratic hier noch neu war, fand er das – sagen wir mal – befremdlich. Er fragte sich, ob man das nicht so organisieren könne, dass man das nicht so mitbekommt. Oder zumindest so, dass es nicht während des Essens passiert. Es dauerte eine Weile, bis er verstand, dass der Tod hier geschieht, wann er geschieht. Und bis er verstand, dass mit dem Satz „Der Tod gehört zum Leben dazu“ wohl auch gemeint ist, dass Särge nicht durch den Hinterausgang rausgetragen werden.

Marc Bratic ist Koch im Hamburger Hospiz an der Helenenstraße in Altona nahe der Max-Brauer-Allee. Seine Gäste sind unheilbar krank, verleben hier die letzten Tage, Wochen oder – seltener – auch Monate ihres Lebens. Viele nehmen starke Medikamente, der Geschmackssinn funktioniert nicht mehr richtig, der Appetit ist bei vielen verloren gegangen. Man könnte meinen: Nicht gerade die besten Bedingungen für einen Koch. Marc Bratic meint: „Ich möchte nie wieder woanders arbeiten.“