Kunstdruck

"St. Pauli kennt jeder" – das etwas andere Hamburgposter

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Ein Ausschnitt des neuen Hamburgposters von Martina Olonschek.

Ein Ausschnitt des neuen Hamburgposters von Martina Olonschek.

Foto: Martina Olonschek

Auf einem Kunstdruck stellt Martina Olonschek alle 104 Stadtteile mit ihren Eigenarten und vielen Details vor.

Hamburg. Auf der Veddel strahlt die Fassade des Goldhauses, in St. Georg steht ein kleines Einhorn am Ende eines Regenbogens und in Eimsbüttel bestellt gerade jemand eine Soja Latte. Betrachter entdecken immer wieder neue Details auf dem 97 mal 120 Zentimeter großen Hamburgposter von Martina Olonschek.

Neun Monate recherchiert die Grafikerin in sämtlichen Ecken der Hansestadt, um alle 104 Stadtteile mit ihren Eigenarten, typischen Stadtteilelementen und markanten Gebäuden zu illustrieren. Grafisch schwierig darzustellende Merkmale veranschaulicht sie dabei durch Text in Sprechblasen. Seit kurzem gibt es auch die einzelnen Bezirke als Kunstdrucke in den kleineren Formaten A3 und A4.

Olonschek illustriert heute ausschließlich am Computer

Die Altonaerin ist schon in jungen Jahren fasziniert von neuen Technologien und der digitalen Kunst. Bereits mit Zwölf steigt sie vom Stift zur Maus um – und zeichnet fortan am Computer. Zunächst mit einfacher Software wie Paint, später mit komplexeren Programmen. Die Fehlertoleranz sei höher am Computer. „Im Gegensatz zu Stift und Papier lassen sich Schritte schneller rückgängig machen“, sagt Olonschek.

Heute illustriert die 34-Jährige ihre Grafiken ausschließlich am Computer. Während des Projekts hatte sie mit Platzproblemen zu kämpfen. Sowohl digital – ihr Rechner stürzte aufgrund der enormen Datenmengen immer wieder ab – als auch beim Lagern der übergroßen Drucke.

Hamburgposter werden auf Messen ausgestellt

Die Poster aus den Dateien zu erstellen, erwies sich als große Hürde. „Es war wahnsinnig schwer, überhaupt eine Druckerei zu finden, die in der Größe druckt“, sagt Olonschek. Dazu kamen die horrenden Preisvorstellungen der Fertigungsstätten bei Übergrößen auf hochwertigem 250-Gramm-Papier. „Die Gebühren bei Hamburger Anbietern waren einfach viel zu hoch“, sagt Olonschek, die letztendlich in Tornesch drucken ließ.

Nun stellt sie ihre Kunstwerke auf Messen wie der Hamburger Nordstil in den Messehallen aus. Außerdem verkauft sie die Poster auf Märkten, in Ladengemeinschaften in Ottensen und dem Schulterblatt und über das Internet.

Das große Poster mit ganz Hamburg gibt es für 69 Euro, die einzelnen Stadtteile kosten 15 Euro im A3-und 10 Euro im A4-Format. Gegen Aufpreis mit passendem Rahmen. Außerdem verkauft Olonschek Sticker zum Individualisieren der Poster. Mit denen können Arbeitsplatz, Kita oder das Zuhause markiert werden – durch selbstklebende kleine Häuser oder Sprechblasen.

Olonschek war wichtig, ganz Hamburg darzustellen

Durch die Arbeit am Hamburg-Poster entdeckte sie auch die entlegensten Ecken Hamburgs. „In viele Stadtteile bin ich während meiner Erkundungstour zum ersten Mal gefahren“, sagt Olonschek, der wichtig war, Hamburg in seiner Gänze darzustellen. Zunächst recherchierte sie auf www.hamburg.de, um sich anschließend vor Ort ein genaueres Bild von den Quartieren zu machen. „St.Pauli oder die Altstadt kennt jeder“, sagt Olonschek. Es würden in vielen Kunstwerken immer wieder die gleichen, prominenten Stadtteile dargestellt. Dabei gebe es in Hamburg so viel mehr zu sehen.

Das sei ihr durch das Projekt Hamburg-Poster noch bewusster geworden. Viele der Randgebiete seien „bildschön“. „Mir war nicht klar, wie idyllisch beispielsweise Bergedorf ist“, sagt Olonschek. Das Wohnviertel sei besonders reich an Natur, Parks, und Fachwerk-Architektur. Auch die entfernte Exklave Neuwerk gefalle ihr sehr.

Hamburg-Poster waren ein Herzensprojekt

Aufgewachsen in Jever im Friesland, wollte sie schon in jungen Jahren in die Hansestadt ziehen. Als ihr eine Ausbildung zur Mediengestalterin bei ihrer Hamburger Wunschfirma verwehrt wird, absolviert sie zunächst ein Studium in Oldenburg, um anschließend die Ausbildungsstelle anzutreten, die ihr zuvor verwehrt worden war.

Nach einigen Jahren als Angestellte will Olonschek sich selbstständig machen. Durch eine betriebsbedingte Kündigung kommt 2014 die Chance auf einen Gründungszuschuss der Arbeitsagentur. Die Selbstständigkeit wird zum Erfolg. Als Grafikerin bearbeitet sie vorwiegend Auftragsarbeiten, gestaltet Flyer, Logos oder ganze Bücher. Mit den Hamburg-Postern hat Olonschek ein Herzensprojekt umgesetzt.

Zu kaufen gibt es die Kunstdrucke beispielsweise im Internet auf www.rapue.com, im Lokaldesign auf dem Schulterblatt 85 oder in der Ladengemeinschaft Lítil in der Kleinen Rainstraße 6.

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