St. Pauli

Sitzblockade gegen Events und Alkoholverbote an Kiosken

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Die Aktion der Initiative am Sonnabend auf der Reeperbahn

Die Aktion der Initiative am Sonnabend auf der Reeperbahn

Foto: "St Pauli selber machen"

Die Initiative „St. Pauli selber machen“ fordert Maßnahmen, um den Ansturm von Touristen auf den Stadtteil zu bremsen.

Hamburg.  Die Stadtteilinitiative „St Pauli selber machen“ hat am Sonnabend mit einer Sitzblockade auf der Reeperbahn gegen die Entwicklung des Stadtteils protestiert. Insbesondere ging es dabei um die Themen Kioske, Cornern und Events. Dazu hat die Initiative sieben Feststellungen veröffentlicht.

So ist sie der Meinung, dass die Eventisierung von St. Pauli mit jedem Sommer unerträglicher werde. „Hatte St. Pauli bis 1996 ganze zwei Großevents – den Hafengeburtstag und den Welt-Astra-Tag –, gibt es inzwischen in der Sommersaison fast im Wochentakt Veranstaltungen zur Bespaßung des meist touristischen Publikums“, heißt es in der Pressemitteilung.

Der Run auf St. Pauli habe auf dem Kiez eine Goldgräberstimmung ausgelöst. Stadtbekannte Spekulanten ebenso wie Grundeigentümer hätten seit Jahren Grundstückspreise und Gewerbemieten in die Höhe getrieben, um beim Boom abzukassieren. „Die Folge: öde Systemgastro, die auf maximalen Durchsatz ausgerichtet ist, kaum Clubs, die mit einem aufregenden Konzept aufwarten können, und zunehmende Leerstände.“

Die Initiative wirft einigen Grundeigentümern und Gastronomie-Akteuren, die im Februar auf dem Kiez gegen die Kioske demonstrierten, vor, diese Entwicklung von St. Pauli zu St. Vegas mit verschuldet zu haben.

Alkoholverkaufsverbote sinnlos?

Die wachsende Zahl von Kiosken sei das Symptom dieser Entwicklung, nicht die Ursache. „Wenn die Preise steigen, das Gastro- und Club-Angebot aber langweilig ist, trinken die Leute lieber draußen. Und je mehr Leute auf den Kiez drängen, desto größer wird eben die Nachfrage nach Kiosken“, so die Initiative.

Außerdem weist “St. Pauli selber machen“ darauf hin, dass das Phänomen des „Cornerns“ nicht neu sei. Schon in den Neunzigern habe es abends lange Schlangen an der Esso-Tankstelle gegeben, die mehr Umsatz mit Getränken als mit echtem Sprit machte. Auch in St. Pauli Mitte, Karoviertel und Schanze habe man mit dem Bier in der Hand draußen gestanden.

Die Initiative vertritt die Ansicht, dass ein Alkoholverkaufsverbot für Kioske ab 22 Uhr nichts bringen werde. „ Das einzige, was es bringen wird, sind britische Verhältnisse: So wie Pub-Gänger kurz vor der Sperrstunde noch ein paar Pint bunkern, werden die Nachtschwärmer eben einen Schwung Sixpacks und Schnapsflaschen kurz vor zehn einkaufen und dann trotzdem draußen weiter trinken.“

Es gebe keine einfache Lösung des Problems. Es könne nur etwas bringen, den Ansturm auf St. Pauli zu bremsen: „Großevents auf die ganze Stadt verteilen, keine weiteren Hotels mehr genehmigen, Airbnb-Wohnungen konsequent stilllegen, St. Vegas absagen.“ Vielen Anwohnern und Gastronomen wäre auch schon sehr damit geholfen, wenn auf dem Kiez mehr öffentliche Toiletten gebaut würden.

( HA )

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