Feinstaub

Schlechte Luft in Hamburg: Linke fordert Fahrverbote

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Alexander Josefowicz
Die Messstation an der Habichtstraße

Die Messstation an der Habichtstraße

Foto: Klaus Bodig / Hamburger Abendblatt

In Stuttgart wurde "Feinstaubalarm" ausgelöst, Linke will Alarm auch für Hamburg. Feinstaub inzwischen wieder unter Grenzwert.

Hamburg. Schönstes Winterwetter am Sonnabend in Hamburg – doch die Luft war schlecht: An allen Stationen des Luftmessnetzes Hamburg, die die Feinstaubbelastung erfassen, lagen die Werte für größere Partikel bis 10 Mikrometer Durchmesser (PM10) spätestens seit Freitag über dem EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser darf an nur 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Die Europäische Umweltagentur vergab am Sonnabend für die Luft in Hamburg wegen der Feinstaubbelastung die schlechteste Note "very poor".

Besonders an den Messstationen Habichtstraße, Stresemannstraße und Hafen/Kleiner Grasbrook wurden stark erhöhte Werte gemessen: An allen drei Stationen wurde der Grenzwert um deutlich mehr als die Hälfte überschritten, an der Habichtstraße lag der Spitzenwert sogar bei 92 Mikrogramm PM10 pro Kubikmeter Luft. Auch die Werte für noch kleinere Feinstaubpartikel bis zu einer Korngröße von 2,5 Mikrometern (PM2,5) waren deutlich erhöht: In der Spitze wurden in Wilhelmsburg 70, an der Kieler Straße 69 und auf der Veddel 68 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen.

Mit der Wetter- ging auch eine Änderung der Feinstaubwerte einher: Bereits ab dem Nachmittag sank die Konzentration an allen Messstationen, bis zum Sonntagmorgen lag sie im gesamten Stadtgebiet wieder unter dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Linke kritisiert Luftreinhalteplan – und fordert Fahrverbote

Zuvor waren die Feinstaubwerte auch deutschlandweit erhöht. Bereits am Freitag wurde der Grenzwert an mehr als 200 Messstationen im Bundesgebiet überschritten, die Stadt Stuttgart hatte schon vor einigen Tagen einen so genanten "Feinstaubalarm" ausgelöst und die Bürger aufgeforder, ihre Autos stehen zu lassen. Am Sonnabend entspannte sich die Lage in großen Teilen Deutschlands – besonders im Westen sanken die Werte wieder unter den Grenzwert.

Der umweltpolitische Sprecher der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft, Stephan Jersch, kritisierte unter Verweis auf den Stuttgarter Feinstaubalarm das Verhalten der Stadt: „Der Hamburger Senat dagegen sitzt die Lage einfach auf Kosten der Gesundheit aller aus. Es ist das gute Recht der Hamburgerinnen und Hamburger, von der Stadt proaktiv über die vorliegenden Gesundheitsrisiken informiert zu werden.“

Jersch forderte zudem eine Überarbeitung des städtischen Luftreinhalteplans. Dieser sei nicht auf Feinstaub, sondern nur auf Stickoxide ausgerichtet: . „Und auch das nur mangelhaft: Eine Überschreitung der laxen EU-Grenzwerte für Feinstaub findet in Hamburg regelhaft statt, aber eben nicht an mehr als den zulässigen 35 Tagen im Jahr. Warnungen und Aufforderungen, das Auto stehen zu lassen, müssen sofort erfolgen. Auch um effektive Fahrverbote werden wir nicht herumkommen. Der Senat kann ja bei Gesundheitsgefahren nicht das Atmen verbieten - also müssen die Schadstoffwerte runter. Sofort!“

Schon vor einem Jahr ähnliche Situation

Zu einer ähnlichen Situation wie am Sonnabend kam es vor genau einem Jahr. Auch damals herrschte eine so genannte "austauscharme Wetterlage" durch ein stabiles Hochdruckgebiet mit sehr geringen Windgeschwindigkeiten und hoher Sonnenscheindauer, die zu hohen Feinstaubwerten in Hamburg und dem ganzen Land führte. Weil das Wetter länger stabil blieb, waren auch die Feinstaubwerte noch länger erhöht als in dieser Woche.

Das Hamburger Luftmessnetz, das seine aktuellen Daten im Internet veröffentlicht, weist darauf hin, dass die Werte der vergangenen drei Monate noch nicht validiert sind und entsprechend als vorläufig gelten.

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