Hamburg. Ruhig war es auf den Straßen in der Sicherheitszone während des G20-Gipfels. So wünschen sich viele Hamburger das Stadtleben auch im Alltag. Der Fahrrad-Club ADFC und der BUND fordern deshalb einen autofreien Sonntag im Monat. Doch die Hamburger Verkehrspolitiker sind zögerlich.
Fast über Nacht sei Hamburg während der Gipfeltage eine Fahrradstadt geworden, sagt Dirk Lau, stellvertretender Vorsitzender des ADFC. Der Club hatte begeisterte Rückmeldungen von anderen Fahrradfahrern bekommen. „Es spricht doch nichts dagegen, einmal im Monat die Innenstadt innerhalb des Rings 2 autofrei zu halten“, so Lau. Die Aufenthaltsqualität der Stadt steigere sich, es diene dem Klimaschutz und „ist toll, so viel Platz zu haben“.
Grünen-Politiker setzt auf Nachbarschaftsinitiativen
Wenn die Hamburger das auch so sehen und aktiv werden, kann sich auch Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in der Bürgerschaft, einen autofreien Tag vorstellen. „Ich bin offen für Ideen eines autofreien Sonntags. Da gibt es ja auch gute Beispiele: In München wurde das Sendliger Tor autofrei, in Paris wurde das Seine-Ufer autofrei umgestaltet, in Berlin gibt es Modellversuche für temporäre Spielstraßen.“ Das aber einfach von oben zu verordnen – davor scheut sich der Politiker. Er kann sich gut vorstellen, dass Nachbarschaften sich zusammentun und ihre Wohnstraße zu temporären Spielstraßen machen.
Ohne den politischen Willen wird es aber nichts aus dem autofreien Tag, sagt Paul Schmid vom BUND. Die Naturschutzorganisation hält solch einen Tag natürlich für eine „prima Idee“. Der Klimaschutzeffekt sei zwar überschaubar, aber es geht auch darum, zu erfahren, wie eine Stadt ohne Autoverkehr sein kann. „Und das am besten zu Fuß oder mit dem Rad“, so Schmid.
Absage von FDP und CDU
Für die Linke-Fraktion in der Bürgerschaft ist ein autofreier Tag als Aktion gegen die Luftverschmutzung wichtig. Die verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann: „Da der Luftreinhalteplan gerade Thema in der Stadt ist, passt das doch.“ Regelmäßige autofreie Tage müssen dagegen mit guten Angeboten für Radfahrer, Fußgänger und dem öffentlichen Nahverkehr kombiniert werden.
Eine klare Absage erteilen FDP und CDU. Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Wir lehnen einen verpflichtenden autofreien Sonntag ab. Wir setzen ganz bewusst nicht auf Verbote in der Verkehrspolitik, sondern auf Anreize. Wer sein Auto freiwillig stehen lassen möchte, kann das gerne tun.“ Für die Liberalen trifft ein solcher autofreier Sonntag die Falschen: „Auch am Sonntag müssen viele Menschen arbeiten, viele wollen auch mit ihren Familien in einen Kurzurlaub fahren. Fahrverbote sind generell nicht sinnvoll“, sagt Wieland Schinneburg.
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