Gründer

Diese Eidelstedter sind mit 17 Jahren schon Firmenchefs

| Lesedauer: 7 Minuten
Jan Haarmeyer
Sie sind Schüler und Unternehmer: Die 17 Jahre alten
Firmengründer Marko Tomicic (l.) und Alexander Bünk

Sie sind Schüler und Unternehmer: Die 17 Jahre alten Firmengründer Marko Tomicic (l.) und Alexander Bünk

Foto: Marcelo Hernandez / HA

Die Gymnasiasten Alexander Bünk und Marko Tomicic gründeten bereits mehrere Unternehmen – immer auf der Suche nach etwas Neuem.

Hamburg.  Sie halten es mit Pippi Langstrumpf und machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Gehen noch zur Schule, sind aber viel lieber Unternehmer und haben deshalb einfach ihre eigene Firma gegründet: Alexander Bünk und Marko Tomicic, beide 17, und die wohl derzeit jüngsten Firmeninhaber Hamburgs.

„Wir errichten Ihr Soziales Imperium!“, steht auf der Visitenkarte, die die beiden Schüler des Gymnasiums Dörpsweg in Eidelstedt immer bei sich haben. Social Empire (SE) heißt folgerichtig ihre Firma. Und es ist nur eine von mehreren, die von den beiden bisher ins Leben gerufen worden sind.

Sie sprudeln vor Ideen über

„Es ist gar nicht so einfach, als Minderjährige eine eigene Firma zu gründen“, sagen sie. Sie brauchten die Einwilligung und die Unterschriften von ihren Eltern und der Schule, vom Gericht und natürlich vom Gewerbeamt. Und sie brauchten eine Idee.

Das ist bei Alexander und Marko aber das geringste Problem. Sie sprudeln sozusagen über, immer auf der Suche nach etwas Neuem, weil sie das Alte nicht wirklich mögen. Angefangen bei der Schule, die sie für antiquiert halten, über die Jobs, mit denen Schüler in ihrem Alter normalerweise Geld verdienen, bis hin zum System, das eine geregelte Arbeitszeit vorsieht. „Von 9 bis 17 Uhr arbeiten ist wirklich kein Muss“, sagt Marko.

Hohe Hürden für Unternehmer unter 18

Alexander hat nach der Schule im Supermarkt gearbeitet. Kisten geschleppt, Regale aufgefüllt. Nichts für ihn, nichts für seine gute Laune. Also begann er im Februar vor einem Jahr, sich im Internet unter „Online Geldverdienen“ umzusehen. Er bekam eine eigene Website, schloss einen Vertrag mit Amazon und schrieb über Gaming-Laptops. „Damit kannten wir uns aus, wir haben ja selbst nächtelang gespielt.“ Das Geschäftsmodell: Wenn jemand über seine Seite ein Produkt bei Amazon bestellt, bekommt er dafür eine Provision – von einem Prozent. Das Resultat nach vier Monaten: „2,76 Euro“, sagt Alexander.

Er wollte schon aufgeben, als „wirklich über Nacht“ statt zehn plötzlich bis zu 150 Leute auf seine Seite gingen. „Ich weiß bis heute nicht, warum.“ Die Lehre aber, die er daraus zog, lautet: „Immer dranbleiben, bloß nicht gleich aufgeben, wenn es anfangs nicht läuft.“

Mit zwei Jahren an Leukämie erkrankt

Zusammen mit Marko haben sie dann weitere Seiten gegründet und sich gefragt, was die Leute interessieren könnte. Und so schrieben sie Erfahrungs- und Produktberichte über Gerätehäuser und Rasenmäher-Roboter, kabellose WLAN-Lautsprecher und VR-Brillen, mit denen man auf Knopfdruck in andere Welten abtauchen kann. Sie sammelten Infos über die Produkte und beantworteten die Fragen, die sie selbst hatten: Was können die? Wie pflegt man die? Was kosten die? „Es gab Monate, da hatten wir bis zu 50.000 Interaktionen auf unseren Seiten.“

Nach einigen Monaten meldete sich ein Interessent bei ihnen – und sie haben ihre Seiten verkauft. „Für einen vierstelligen Betrag.“ Und gründeten flugs die nächste Firma: „Sunshine“. Der Name ist angelehnt an Alexanders Spitznamen: Sunny. „So hat mich meine große Schwester genannt, weil ich mit zwei Jahren an Leukämie erkrankt bin und trotzdem immer so viel gelacht habe.“ Diese Erfahrung, den Krebs besiegt zu haben, lässt Alexander sicherlich reifer sein als viele seiner Altersgenossen. „Ich habe mir nach der Krankheit immer gesagt, dass ich mir von schlechten Dingen nicht mehr den Tag vermiesen lasse.“ Auf Problemen rumzukauen, das ist nicht sein Ding. Sein Motto lautet eher: „Lebe den Tag, denn du weißt nicht, wie viele du noch hast.“

Sie haben dann auch angefangen, für kleinere Firmen, die oft aus dem Bekanntenkreis kamen, Internetseiten zu gestalten. „Der Fliesenleger meines Vaters brauchte einen Internetauftritt, und wir haben es geschafft, dass seine Firma, wenn man bei Google sucht, jetzt ganz oben auftaucht.“

Und sie sind unter die Autoren gegangen. „Weil Marko gerne schreibt.“ Sein erstes Buch, das von Amazon gedruckt und vertrieben wird, heißt: „Einfacher und motivierter durchs Arbeitsleben.“ Es war ein Flop. „Ein Schuss in den Ofen“, sagt Marko. Diese Erfahrungen seien aber wichtiger als Erfolgs­storys, finden sie. Alexanders Reaktion: „Schreib noch eins.“ Marko schrieb noch eins: „Zeitmanagement“.

Auf sich selbst stolz sein

Von den 7 Euro, die das Buch kostet, bleiben zwei bei ihm. 165 Stück hat er im ersten Monat verkauft, ein paar Hundert mehr in den folgenden. Und wurde so bei Amazon zum Bestsellerautor – für den Bereich Literatur über strategisches Management. Seine weiteren literarischen Werke handeln vom positiven Denken, vom achtsamen Leben oder davon, sich selbst zu mögen: „Lerne dich zu lieben, erst dann können es andere.“

Dass ein 17-Jähriger den Menschen Lebenshilfe gibt, findet Marko völlig okay: „Warum nicht?“ Und weil er nicht nur gerne schreibt, sondern auch gerne redet, wollen sie ihn jetzt zu einer eigenen Marke im Internet aufbauen. „Hallo und Moinsen, ich bin ein 17-jähriger Bestsellerautor und Online-Marketer und lege sehr viel Wert auf den Bereich Motivation und Persönlichkeitsentwicklung“, sagt Marko in einem YouTube-Video, in dem er erklärt, wie jeder Organisation und Struktur in seinen Alltag bringen kann. Er möchte Menschen helfen, auf sich selbst stolz sein zu können.

Für den Deutschen Gründerpreis nominiert

Fragt man die beiden Schüler, die mit einem Online-Vermarktungskonzept auch für den Deutschen Gründerpreis nominiert sind, nach ihren Zielen, dann gibt es erst mal nur eins: endlich 18 werden. Damit sie nicht jedes Mal ihre Eltern fragen müssen, wenn sie Geld investieren oder neue Mitarbeiter einstellen wollen.

Noch beschäftigen sie erst vier Mitarbeiter. Aber das sollen, nach dem Abitur im kommenden Jahr, deutlich mehr werden, wenn sie ihren Firmenkunden erklären, wie diese ihre Auftritte in den sozialen Medien optimieren können.

Was sie antreibt? „Geld ist es nicht“, sagen sie. Was dann? „Morgens aufstehen – und Bock auf den Tag haben.“

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