Hamburg. 80 Jahre lang galt die Nacktschnecke "Bierschnegel" in Hamburg als ausgestorben. Jetzt haben Schneckenforscher am Centrum für Naturkunde der Uni Hamburg die Tiere erstmals wieder gesichtet – auf St. Pauli und im Grindelviertel. Der erste Neunachweis sei bereits im Sommer 2015 auf dem Hofgelände eines Hostels auf der Reeperbahn gelungen, teilte die Uni am Dienstag mit. Eine weitere Schnecke sei am Zoologischen Museum im Grindelviertel entdeckt worden. Neben Berlin sei Hamburg bislang die einzige deutsche Großstadt mit derartigen Funden.
Früher gab es viele Bierschnegel in der City
Früher kam der Bierschnegel im Stadtzentrum Hamburgs nach Angaben der Schneckenforscher häufig vor, besonders in feuchten Kellern. So wurde die Art im 19. und 20. Jahrhundert in der Altstadt am Rödingsmarkt und am Großen Burstah gefunden. Der letzte Nachweis für Hamburg stammt aus der Zeit um 1935 aus dem Stadtteil Othmarschen. Entsprechende Belege werden in der wissenschaftlichen Sammlung des Centrums für Naturkunde aufbewahrt.
Der Bierschnegel (Limacus flavus) wird etwa zehn Zentimeter lang und ist durch sein Fleckenmuster von anderen Nacktschnecken gut zu unterscheiden. Charakteristisch sind die gelbgrünliche Färbung und blaugrau gefärbte Fühler. Die Art bevorzugt feuchte, dunkle Lebensräume wie Keller, alte Bruchsteinmauern, Gartenanlagen, Gullys und Abwasserkanäle.
Lieblingsspeise: Abfälle aus der Bierproduktion
Der Name Bierschnegel geht auf das häufige Vorkommen in Brauereikellern zurück, wo sie sich von Vorräten und Abfällen der Bierproduktion ernährte und als Schädling galt. Vor allem aufgrund von Gebäudesanierungen ist der Bierschnegel selten geworden. In der aktuellen Roten Liste gilt die Art als vom Aussterben bedroht.
"Der Bierschnegel lebt sehr versteckt und kommt kaum vor 22 Uhr aus seinen Verstecken", erklärte Schneckenforscher Marco T. Neiber die Herausforderungen der Forschung. Aus seiner Sicht könnte sich die frostempfindliche Art als "Gewinner des Klimawandels" herausstellen. Dennoch bleibe die Art in Deutschland stark gefährdet, weil geeignete Lebensräume seltener werden.
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