Hamburg. Patrick G. Weber führt zwei Unternehmen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten. Er ist Geschäftsführer des Grand Hotels Heiligendamm, das durch den G8-Gipfel 2007 weltberühmt wurde. Und er leitet seit dem vergangenen Jahr auch die Süßwarenkette Arko. „Ich beschäftige mich in beiden Fällen mit Emotionen“, bringt Weber sein Tun auf einen Nenner. Im Falle des Strandhotels reiche im Grunde ein Klappstuhl am Meer, um den Tag zu verbringen, doch Heiligendamm liefere das edle Ambiente dazu. Bei Arko gelte es, aus Zutaten wie Milch, Mehl oder Mandeln ebenfalls etwas Edles herzustellen – Pralinen.
Weber führt das Grand Hotel an der Ostsee seit 2013, unter seiner Regie hat es Heiligendamm erstmals in die schwarzen Zahlen geschafft. Durch Kostendisziplin an Stellen, wo es den verwöhnten Gästen nicht sofort auffällt, hat Weber die Wende geschafft – und sich das Vertrauen des Eigentümers, der das Hotel aus der Insolvenz gekauft hatte, erarbeitet. Die Familie Morzynski aus Hannover besitzt nicht nur Heiligendamm, sondern seit Frühjahr 2014 auch Arko. Bei Arko brachte der Eigentümerwechsel ebenfalls eine strenge wirtschaftliche Disziplin.
Vor zwei Jahren kam auch Weber zu Arko, stellte die damals 220 Filialen auf den Prüfstand und schloss etliche Standorte. Derzeit gehören noch 200 Geschäfte zu dem Händler, der seine Pralinen von Lieferanten in Deutschland und Belgien produzieren lässt, davon 130 eigene Filialen und 70 Franchisehops. „Das Kriterium für das Fortbestehen der einzelnen Shops war deren Rentabilität“, sagt Weber. Nun, zwei Jahre später, soll das Rad wieder zurückgedreht werden. „Wir wollen wieder wachsen und bis 2020 auf 275 Standorte kommen“, berichtet der 43-Jährige über die Pläne, die er seit 2015 als alleiniger Geschäftsführer von Arko verfolgt.
Arko wurde 1948 von der Hamburger Familie Rothfos gegründet
Zum Hintergrund: Arko, der Name entstand als Abkürzung von Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern, wurde 1948 von der Hamburger Kaffeehändlerfamilie Rothfos gegründet. Die Firma expandierte fortan mit eigenen Filialen und Franchisenehmern. „Standorte, die damals attraktiv erschienen, sind im Laufe der Zeit in Randlagen gerückt oder aus anderen Gründen unattraktiv geworden“, begründet Weber die Entscheidung, einige Geschäfte geschlossen zu haben. Nun habe Arko eigens einen Standortentwickler eingestellt, der neue Lagen nach Frequenz, Kaufkraft und soziodemografischen Daten auswähle. „Wir schauen uns Immobilien in unserer norddeutschen Kernregion und hier auch in kleineren Städten wie Bad Segeberg oder Bargteheide an“, sagt Weber, der seinen neuen Job mit einer erstaunlich schlanken Figur erledigt, trotz der täglichen Ration Schokolade oder Nougat.
Arko, das gemeinsam mit Hussel und dem kleineren Süßwarenanbieter Eilles die Branche der Confiserieketten beherrscht, leidet bereits seit Jahren unter einem geänderten Verbraucherverhalten. Junge Leute würden Arko als Laden kennen, wo die Oma einkauft – und selber eher im Supermarkt zu Lindt oder anderen Marken greifen, sagt Weber. Zwar ist Arko auch in 3500 Supermärkten etwa von Edeka oder Rewe vertreten, aber der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt hat sich vorgenommen, die Marke grundsätzlich zu verjüngen. Beispiel: Kunden des Schuhhändlers Görtz finden in ihren Paketen, die sie im Internet bestellt haben, aktuell einen Hinweis auf Handtaschen und High Heels aus Schokolade – verbunden mit einem Rabatt auf das Arko-Sortiment. „Damit haben wir eine jüngere, weibliche Zielgruppe angesprochen“, sagt Weber. Zudem hat die Marke ein eigenes Kindersortiment mit bunten Verpackungen entwickelt.
In Hamburg betreibt Arko 22 Geschäfte, im AEZ finden die Kunden zudem den Flagship-Store, der mit einem neuen Ladenkonzept in helleren Farben ebenfalls auf jüngere Kunden zugehen möchte. Im vergangenen Jahr hat Arko mit den Süßwaren und dem am Firmensitz Wahlstedt produzierten Kaffee rund 61 Millionen Euro erlöst. Für das laufende Jahr rechnet Weber mit einem stabilen Umsatz. Die Arbeitsplätze der 725 Mitarbeiter im Unternehmen will der Chef mit den neuen Läden und mit einer moderneren Ausstattung der Shops sichern. Dafür hat Weber für das kommende Jahr noch einmal Investitionen von rund fünf Millionen Euro eingeplant.
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