Verwegenes Projekt?

Gründerinnen - Besondere Titel soll neuen Verlag auszeichnen

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Thomas Andre
Patricia Paweletz Verlegerin aus Hamburg - Punktum-Verlag

Patricia Paweletz Verlegerin aus Hamburg - Punktum-Verlag

Foto: Punktum Verlag

Zwei Frauen haben einen neuen Verlag in Hamburg gegründet. Er heißt „Punktum Bücher!“ und soll eine breite Leserschaft ansprechen.

Hamburg.  Ein neuer Verlag in Hamburg, so richtig mit Büchern – ja, das gibt es natürlich auch noch in Zeiten von Tablets und E-Books. „Punkt­um Bücher!“ heißt er, und die beiden Köpfe dahinter sind die von Patricia Paweletz, selbst Autorin, und Kreativ-Direktorin Gabi Schnauder.

Hamburger Abendblatt: Im Jahre 2015 einen Verlag zu gründen – das ist mutig, oder? Wie kam es dazu?

Patricia Paweletz: Es ist verwegen, in digitalen Zeiten Bücher zu verlegen, wir machen es trotzdem. Uns verbindet die Leidenschaft für Bücher und Respekt für die jeweilige Arbeit. Nach einem Kinderbuchprojekt war für Gabi Schnauder und mich klar: Wir müssen „Punktum Bücher!“ machen – die Chance, unsere Fähigkeiten im kleinen, unabhängigen Verlag zu bündeln.

Sie fangen mit einem kleinen Team an, aber mit einer durchaus üppigen ersten Lieferung: Es erscheinen gleich fünf Bücher. Wie lange haben Sie an diesem ersten Programm gearbeitet?

Paweletz: Wir haben über ein Jahr lang unser erstes Programm entwickelt. Ursprünglich sind wir von drei Titeln ausgegangen, dann flogen uns bald weitere Manuskripte zu – und denen haben wir nicht widerstehen können. Das galt auch für den inzwischen sechsten Titel „Blonder Strand“ von Dirk Siebenhaar, den wir am 11. Juni vorstellen werden.

Die ersten Titel sind sehr unterschiedlich: ein Sach- und Interviewbuch über Zwillinge, der explizite Debütroman einer Teenagerin, das Tagebuch einer unheilbar Erkankten, ein Lyrikband. Was eint diese Bücher?

Paweletz: Unser Programm beschreibt alle „Bausteine des Lebens“. Der Bogen spannt sich von der Geburt über Pubertät, Jugendliebe, Ehe und Familie bis hin zum Sterben. Alle Bücher haben stark biografische Züge und ganz unterschiedliche Stimmungen. Sehr wichtig ist es uns, ungewöhnliche, auch polarisierende Interpretationen dieser Bausteine zu finden. Und unsere Leser emotional zu berühren, sei es, dass sie ergriffen sind, sich empören oder schmunzeln.

Eine Frage ist, was in den Büchern stehen soll; eine andere, wie sie aussehen sollen. Wie bei großen Vorbildern (Diogenes!) fällt bei den Punktum-Titeln die klare, wiedererkennbare Optik auf.

Paweletz: In der Flut von unruhigen Titeln wollen wir ein Zeichen für Qualität und Modernität setzen. Aus hochwertigem Material hergestellt, dazu der pinke Leseband – unsere Bücher sollen auch sinnliche Objekte sein. Gerade wurde unser Verlag nicht zufällig in einem Design-Magazin vorgestellt, und die Reduktion des Inhalts auf ein pointiertes Icon war für Gabi Schnauder sowohl Anliegen als auch Herausforderung.

Wie viele Bücher planen Sie künftig im Jahr? Wie viele Manuskripte sichten Sie dafür?

Paweletz: Manuskripte bekommen wir inzwischen schon von allen Seiten. Wir halten Ausschau nach Themen, die zu unserem „pinken“ Faden passen. Außerdem suchen wir, nach dem kraftvollen Debüt unserer 16-jährigen Autorin Juliette Favre mit „Fuckfisch“, die gerade im Literaturhaus las, weitere Texte von Jugendlichen für Jugendliche. Unser Ziel ist es, im Frühjahr wieder fünf Titel zu haben.

Es dauert manchmal länger, bis sich ein Verlag durchsetzt. Wie viel Zeit geben Sie Punktum?

Paweletz: Wir werden unglaublich positiv aufgenommen, auf der Buchmesse, in Fachkreisen, vom Publikum. Buchhandlungen gestalten Tische und Schaufenster mit unseren Büchern, sie werden bestellt, gekauft und vor allem gelesen. Wenn das so weitergeht, dann haben wir auch einen langen Atem.

Am 11. Juni liest Dirk Siebenhaar aus seinem bei Punktum erschienenen Roman „Blonder Strand“ in der Buchhandlung Stories! in Eppendorf, Beginn 19.30 Uhr. Im Rahmen der Literaturaltonale findet am 29.6. zudem bei Christiansen in Ottensen eine Verlagsvorstellung statt, Beginn 20 Uhr.

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