Elternausschuss drängt Grüne und SPD in den Koalitionsgesprächen: Pädagogische Qualität schnell verbessern

Hamburg. In keinem anderen westdeutschen Bundesland ist das Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren so hoch wie in Hamburg. Doch während der Ausbau vorankommt, sorgt die Qualität der Betreuung bei Eltern, Erziehern und Interessenverbänden für Kritik.

Eindringlich mahnte der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA) die Grünen, sich in den derzeitigen Koalitionsverhandlungen mit der SPD für eine nachhaltige Verbesserung der Qualität starkzumachen. „Wir werden den Ausgang der Koalitionsverhandlungen an den Forderungen der Grünen messen“, sagte LEA-Vorstandsmitglied Angelika Bock. In ihrem Wahlprogramm hatten die Grünen rasche Verbesserungen der Betreuungsqualität gefordert. Sie geben zwar keine konkreten Personalschlüssel als Ziel an, wollen jedoch bereits ab August 2015 schrittweise 700 Erzieherinnen im Krippenbereich einstellen. Das wäre ein Personalzuwachs von 25 Prozent.

In einem großen Report zieht das Hamburger Abendblatt heute eine Bilanz zum Ausbau der Kinderbetreuung in Hamburg. Seit dem Jahr 2003 ist die Zahl der Einrichtungen von 796 auf 1025 gestiegen. Im Jahr 2014 wurden etwa 22.000 bis zu Dreijährige in den Kitas und der Kindertagespflege der Stadt betreut. Das entspricht einem Anteil von 43 Prozent an allen Kindern in dieser Altersgruppe. Die bundesweite Krippen-Betreuungsquote liegt bei 32,3 Prozent, in Westdeutschland sogar nur bei 27,4 Prozent.

Im Elementarbereich wurden im vergangenen Jahr etwa 53.000 Kinder in Kitas, bei Tagesmüttern und in Vorschulklassen betreut. Das entspricht einer Quote von 95 Prozent.

Nachdem sich die SPD in den vergangenen Jahren auf den Ausbau der Betreuungsplätze konzentrierte, hat die Partei inzwischen ebenfalls einen Ausbau der Qualität zugesagt. Mit Trägern und Verbänden verständigten sich die Sozialdemokraten auf einen besseren Betreuungsschlüssel für Krippen und Kitas. Demnach soll ab 2019 eine Erzieherin nur noch maximal vier Kinder im Alter von bis zu drei Jahren betreuen. Bislang muss sie sich laut einer Bertelsmann-Studie im Schnitt um 5,4 Mädchen und Jungen kümmern. Damit erreicht Hamburg den schlechtesten Wert aller westdeutschen Länder.

Im Elementarbereich – also bei den Drei- bis Sechsjährigen – soll spätestens 2025/2026 ein Schlüssel von eins zu zehn gelten. Derzeit gibt es in Hamburg rund 12.000 Kita- und Krippenerzieher, am Ende sollen es mehr als 13.000 sein. Die SPD plant die Verbesserungen in der Qualität in kleineren Schritten als die Grünen – beginnend mit zehn Prozent mehr Personal in Krippen ab April 2015. Der ab 2019 geltende 1:4-Personalschlüssel setzt voraus, dass der Bund die Länder entlastet.

So wird der Knackpunkt der laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen sein, in welchem Zeitraum die Zahl der Erzieher in den derzeit 1025 Kindertagesstätten der Stadt aufgestockt wird.