Wie sich Hamburgs Stromnetzbetreiber, Schulen und die Bergedorfer Sternwarte auf das astronomische Ereignis am 20. März vorbereiten.

Bergedorf. Ein Himmelsspektakel zum Frühlingsanfang wirft seine Schatten voraus: Wenn sich am Freitag, 20. März, der Neumond vor die Sonne schiebt, ist auch in Hamburg eine rund 80-prozentige Sonnenfinsternis zu beobachten. In der Zeit von 9.37 Uhr bis 11.56 Uhr geht am Himmel teilweise das Licht aus. Der Verband europäischer Stromnetzbetreiber mit Sitz in Brüssel warnt jetzt vor gravierenden Folgen für die Energieversorgung, weil auf diese Weise Solarstromanlagen außer Kraft gesetzt werden. Das Szenario: In ganz Europa könnten bei klarem Frühlingshimmel bis zu 35 Gigawatt aus der Stromversorgung herausfallen – „eine Größenordnung, die der von 150 bis 200 konventionellen Kraftwerken mittlerer Größe entspricht“.

Seit mehr als einem halben Jahr bereiten sich auch die Hamburger Stromversorger und Netzbetreiber auf die partielle Sonnenfinsternis vor. Doch einen Blackout befürchten sie nicht. „Wir sind seit Mitte 2014 im engen Austausch mit unserem Übertragungsnetzbetreiber 50Hz Transmission“, sagt Anette Polkehn-Appel, Sprecherin von Stromnetz Hamburg. Während Stromnetzbetreiber an diesem Tag ein „instabiles Netz“ und im extremen Fall Engpässe in der Energieversorgung erwarten, setzt Stromnetz Hamburg auf professionelle Lösungen des Problems. Schwankungen im Stromnetz, heißt es, seien nichts Außergewöhnliches. „Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hz Transmission muss fast täglich seinen ‚Werkzeugkasten‘ einsetzen, damit es nicht zu Schwankungen kommen kann“, betont die Sprecherin. Stromnetz Hamburg geht auch für den 20.März davon aus, dass die Situation „im Griff sei“ und genügend Strom für die Metropole bereitsteht. Üblich sei bei solchen astronomischen Ereignissen, andere Erzeugungsanlagen wie Gas-Kraftwerke zu nutzen.

Auf Abendblatt-Anfrage versichert der Hamburger Ökostrom-Anbieter Lichtblick, dass die Stromversorgung in Hamburg „jederzeit sicher“ ist. „Unser Stromsystem ist dank großer Pumpspeicherkraftwerke und sehr flexibler Gaskraftwerke jederzeit in der Lage, den Ausfall größerer Mengen Solarstrom zu verkraften“, versichert Lichtblick-Bereichsleiter Ralph Kampwirth. Und fügt hinzu: „Die Hamburger können die Sonnenfinsternis uneingeschränkt genießen. Wir jedenfalls freuen uns auf die Sonnenfinsternis.“

Schon jetzt ist die „SOFI 2015“ in den Schulen, der Bergedorfer Sternwarte und im Planetarium ein großes Thema. Die Sternwarte öffnet in den Vormittagsstunden ihre Pforten und lädt Interessierte dazu ein, das Naturschauspiel mit Teleskopen zu beobachten. Darüber hinaus werden Vorträge angeboten. Das Planetarium verzichtet am 20.März auf besondere Shows im Sternensaal. Stattdessen gibt es von der Aussichtsplattform des Gebäudes aus den direkten Blick zum leicht verdunkelten Himmel. „Sonnenfinsternisbrillen halten wir in ausreichender Stückzahl für unsere Gäste kostenlos bereit“, sagt Planetariums-Sprecher Stephan Fichtner.

Tatsächlich stellt der ungeschützte Blick auf die sich verdunkelnde Sonne eine erhebliche Gefahr für die Augen dar. „Eine Schutzbrille ist deshalb ein absolutes Muss“, raten die Experten vom Planetarium. Derweil plant das Gymnasium Rahlstedt, dass alle 900 Schüler die „Schwarze Sonne“ gemeinsam in der Unterrichtszeit beobachten können. „Wir“, sagt Schulleiter Volker Wolter, „machen es aber davon abhängig, ob das mit den zurzeit angebotenen Schutzbrillen gesundheitlich unbedenklich ist.“ Rußgeschwärzte Gläser wie in den 1960er-Jahren, fügt der Rahlstedter Geografie- und Religionslehrer Claus Rönnebeck hinzu, seien für diese Zwecke keinesfalls geeignet. Er will die Sonnenfinsternis im Religionskurs der Klasse 9 thematisieren. Und Gunnar Böhrnsen, Physiklehrer am Rahlstedter Gymnasium, will zeitlich zur Sonnenfinsternis das Himmelereignis über den Dächern der Schule in den Mittelpunkt des Unterrichts rücken. „Dabei wird der Augenschutz an erster Stelle stehen.“

Wie Ansgar Adamski, Mathe- und Physiklehrer an der Sankt-Ansgar-Schule, ergänzt, plant die katholische Schule eine Exkursion zur Sternwarte Bergedorf. „Dieser externe Lernort bietet Kindern und Jugendlichen aller Jahrgangsstufen außergewöhnliche Einblicke in eine außergewöhnliche Konstellation.“ Hans Martin Gürtler, stellvertretender Schulleiter der Katholischen Schule Hammer Kirche, fügt hinzu: „Die Sonnenfinsternis eignet sich hervorragend für fächerübergreifendes Lehren und Lernen.“

Zwar wird die Sonne am Tag des Frühlingsanfangs nicht total verborgen sein wie am 11. August 1999. Aber ein bisschen dunkler dürfte es schon werden – oder? Rahlf Hansen vom Planetarium Hamburg dämpft die Erwartungen: „Die Sonnenfinsternis am 20.März entspricht vielleicht einer Helligkeit bei leichten Schleierwolken.“