Der Spitzenkandidat der CDU, Dietrich Wersich, überlegt, ob er Fraktionsvorsitzender bleibt

Hamburg. Trotz des deprimierenden Ergebnisses stellte sich CDU-Spitzenkandidat Dietrich Wersich am Sonntagabend um 20 Uhr den Fragen des Abendblatts.

Hamburger Abendblatt:

Herr Wersich, das ist ein harter Abend für Sie. Wie ist die Stimmungslage?

Dietrich Wersich:

Ja, das ist schon eine Enttäuschung. Wir haben sechs Wochen lang quasi auf der Straße gelebt. Wenn man dann zwar viel Respekt und Anerkennung bekommt, aber nur wenig Stimmen, ist das schon enttäuschend.

Woran hat es gelegen?

Wersich:

Das eine ist, dass es keine Wechselstimmung in Hamburg gab. Es ist fast nur darüber gesprochen worden, dass alle den Bürgermeister behalten wollen. Ähnliches hatten wir ja 2004 schon mal erlebt, als wir die absolute Mehrheit bekommen hatten, weil die Hamburger Ole von Beust als Bürgermeister behalten wollten. Das andere ist, dass es keine Gestaltungsoption gab. Der Bürgermeister hat auch viele CDU-Anhänger mit der Drohung für sich gewinnen können, mit den Grünen zusammenzuarbeiten. Und sicherlich ist der eine oder andere CDU-Wähler zur FDP gegangen, um die FDP zu retten.

Sehen Sie Fehler in Ihrer Kampagne?

Wersich:

Woran es im Einzelnen gelegen hat, das wird man besprechen und analysieren müssen. Die Rahmenbedingungen ohne Machtoption und ohne Wechselstimmung nach vier Jahren Olaf Scholz, das dürften die Hauptgründe dafür gewesen sein, dass es uns nicht gelungen ist, die eigenen Anhänger zu mobilisieren und dass wir so eine niedrige Wahlbeteiligung hatten.

Das schlechteste CDU-Ergebnis aller Zeiten lag seit 2011 bei 21,9 Prozent. Jetzt wurde es noch einmal um sechs Prozentpunkte unterboten. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Wersich:

Wir wissen wegen des Hamburger Wahlrechts ja noch nicht, wer überhaupt im Parlament ist. Aber natürlich ist das für uns alle bitter. Wir sind aber die größte Oppositionskraft, und wir wollen diese Rolle in Verantwortung für die Stadt auch wahrnehmen. Es braucht eine starke Opposition.

Wollen Sie weiterhin Fraktionsvorsitzender bleiben?

Wersich:

Auch darüber werden wir sprechen.

Wie sehen Sie Ihre Chancen, 2020 noch einmal anzutreten?

Wersich:

Darüber am Wahlabend 2015 zu spekulieren, das ist mir zu früh.

Braucht die CDU einen Kurswechsel?

Wersich:

Wir sind eine breit aufgestellte Partei. Wir sind nicht Schmalspur gefahren, aber wir waren fast die Einzigen, die über Inhalte gesprochen haben, während alle anderen, insbesondere der Bürgermeister, über Koalitionen gesprochen haben.