Erstmals wurden mehr 20-Euro-Blüten als nachgemachte 50er von den Fahndern sicher gestellt. Ein weiteres Plus wird 2015 erwartet. Dennoch ist Hamburg nicht die Hochburg der Geldfälscher.

Hamburg. In Hamburg tauchen immer häufiger gefälschte Geldscheine auf. Im vergangenen Jahr stellten Fahnder mehr als 2600-mal Falschgeld sicher. Damit stieg die Zahl der gefälschten Scheine nach Angaben aus Behördenkreisen um 77 Prozent. Das ist deutlich stärker als bundesweit, wo es im Schnitt ein Plus von 66 Prozent gab.

Eine weitere Auffälligkeit: „In Hamburg waren immer die gefälschten 50-Euro-Noten on top“, sagt Thorsten Witt, Sachgebietsleiter und Experte für Falschgeld im Landeskriminalamt Hamburg. „Im Vorjahr wurden sie erstmals von gefälschten 20ern abgelöst.“

Zwei Gründe dafür nennt der 56-Jährige: In Kürze soll ein neuer 20-Euro-Schein vorgestellt werden. Möglicherweise wollen Geldfälscher die auf alte Scheine zugeschnittene Fälscherausrüstung ausreizen, bevor der neue kommt. Zudem sei der 20-Euro-Schein die für Fälscher lukrativste Banknote, weil sie in Geschäften kaum kontrolliert wird – im Gegensatz zur 50-Euro-Note.

Zu sensibel das Thema, zu politisch wichtig

Die Informationshoheit zum Thema Falschgeld liegt bei der Bundesbank in Frankfurt. Zu sensibel ist das Thema, zu politisch wichtig, als dass man Zweifel an der Sicherheit des Euro und der Euro-Noten aufkommen lassen will. Entsprechend knapp und vor allem standardisiert sind die Informationen, die die Bundesbank herausgibt. Auch beim Landeskriminalamt Hamburg werden Zahlen nicht bestätigt.

Trotz auffällig vieler „Blüten“ gilt Hamburg aber nicht als Hochburg für Falschgeld. Vor dem Hintergrund von deutschlandweit 63.000 Falschgeldfunden wird deutlich, dass die Hansestadt nicht zu den bevorzugten Absatzmärkten der Geldfälscher gehört.

Gerade einmal einen Anteil von vier Prozent nehmen die Hamburger Funde in der Gesamtstatistik der Bundesrepublik ein. Die größte Masse an Falschgeld wird in Nordrhein-Westfalen und Bayern sichergestellt.

Gefälschte 100-, 50- und 20-Euro-Scheine machen 90 Prozent des in Deutschland entdeckten Falschgelds aus. Vergleicht man die Zahl der Sicherstellungen über Jahre, entspricht sie einer Wellenbewegung. Den letzten Gipfel hatte man 2010 erreicht. Monatlich wurden damals mehr als 400 Falschgeldfunde gezählt. In den Jahren darauf sanken die Funde auf knapp 120 im Monat (2012), um dann wieder zu steigen. Experten nehmen an, dass 2015 ein neues Hoch an Falschgeldfunden droht.

Keine Chance auf Ersatz

Wer Falschgeld in seinem Portemonnaie entdeckt, hat keine Chance auf Ersatz. Strafbar ist der Besitz nicht, er sollte aber schnellstmöglich der Polizei angezeigt werden. Nur eines sollte man nicht tun: versuchen den falschen Geldschein selbst wieder einzulösen. Kann dem Besitzer Vorsatz nachgewiesen werden, wird es eng.

Hierzulande gibt es ein gut funktionierendes Kontrollnetz: So werden Geldscheinbestände nicht nur von Banken, sondern auch von Werttransportfirmen kontrolliert, die etwa Tageseinnahmen der Discounter nach Erhalt prüfen. Verschmutzte und beschädigte Scheine werden aussortiert und sind nicht so lange wie in anderen Ländern in Umlauf. Und: Bankautomaten werden nur mit geprüften Geldnoten gefüllt. Hier eine Blüte zu ziehen ist nahezu unmöglich, sagen Experten.