Hamburger Olympiastarter erinnern sich Die Springreiterin Janne Friederike Meyer, 34, erlebte 2012 in London zweigeteilte Spiele

Meine ersten olympischen Erfahrungen, die ich 2012 in London sammeln durfte, möchte ich zweigeteilt schildern. Der Grund dafür ist, dass der sportliche mit dem emotionalen Teil leider nicht mithalten konnte. Dass ich mit meinem Abschneiden in London nicht zufrieden war, ist bekannt. Platz zehn mit der Mannschaft, mit der wir als Goldkandidaten angereist waren, war eine bittere Enttäuschung. Und dass ich im Einzel nach 17 Fehlern im ersten Umlauf nach dem Parcours angekündigt habe, mein Toppferd Cellagon Lambrasco, meinen geliebten Mops, nicht mehr bei Championaten reiten zu wollen, war der falsche Zeitpunkt.

Aber das ist mittlerweile verarbeitet und abgehakt. Olympia 2016 in Rio de Janeiro liegt vor und London hinter uns. Auch wenn meine Pferde dafür eigentlich noch zu jung sind, ist Brasilien in meinem Kopf und das zeigt, welche Bedeutung Olympische Spiele haben. Es gibt sicherlich Springreiter, die ihre Saisonplanung primär auf die Global Champions Tour ausrichten und für die Olympia nur eins von mehreren wichtigen Turnieren im Jahr ist. Aber für mich ist es der absolute Höhepunkt, auch wenn ich sagen muss, dass ich vor London vielleicht zu verkrampft und verbissen darauf hingearbeitet habe.

Den nächsten Olympischen Spielen werde ich sicher mit etwas mehr Gelassenheit begegnen. Das würde auch, sollte ich mich qualifizieren, für meine Terminplanung gelten. Was ich wirklich bedauere ist, dass ich es in London weder zur Eröffnungs- noch zur Schlussfeier geschafft habe und dass ich auch kein anderes Event besuchen konnte. Ich war zu sehr auf den eigenen Wettkampf fixiert, wollte alles perfekt machen und nicht das Trainingslager verlassen, um stundenlang im Olympiastadion zu stehen. Im Nachhinein ärgert mich das, denn gerade das macht Olympia ja eigentlich aus: die Begegnung mit anderen Sportlern und deren Sportarten.

Dennoch, und jetzt komme ich zum emotionalen Teil, gab es viele besondere Momente. Zum Beispiel bei U-Bahn-Fahrten vom olympischen Dorf zum Greenwich Park, wo unsere Wettkämpfe stattfanden. Es gab immer Helfer, die an Animateure im Robinson Club oder Verkäufer vom Hamburger Fischmarkt erinnerten. Die sorgten lautstark in einer humorvollen, unaufgeregten Art dafür, dass keine Staus in den Gängen entstanden und sie forderten alle Mitreisenden zu Applaus für andere Teams auf. Dadurch entstand eine großartige, friedliche und gemeinschaftliche Atmosphäre, die mich sehr beeindruckt hat. Das gilt auch für die Stimmung im Stadion. Die war genau so, wie ich sie mir in einer Pferdesportnation wie England erhofft hatte.

In der Mensa habe ich fasziniert zugeschaut, was für Mengen an Essen mancher Sportler verdrückt hat, um nach seinem Wettkampf wieder zu Kräften zu kommen. Allerdings habe ich mich nicht getraut, andere Athleten anzusprechen. Ich dachte, die wollen sicher auch mal ihre Ruhe haben.

Ich bin davon überzeugt, dass ich meine nächsten Spiele mehr genießen und aus einer anderen Perspektive erleben würde. Meine Stärke ist, dass ich nicht aufgebe und kontinuierlich an meinen Zielen arbeite. Beim CHIO in Aachen habe ich bei meiner ersten Teilnahme im Großen Preis den Parcours nicht beendet, beim zweiten Mal auch nicht, beim dritten Mal war ich im zweiten Umlauf und beim vierten Mal habe ich gewonnen. Das möchte ich auch bei Olympia schaffen, auch wenn eine Goldmedaille derzeit weit weg scheint. Mein schöner Traum: 2024 oder 2028 in meiner Heimatstadt um Medaillen zu kämpfen. Dafür lohnt es, alles zu geben!