Hamburgs neuer Erzbischof Stefan Heße trifft heute in der Hansestadt ein. Bischofsweihe für den 14. März im Mariendom geplant

St. Georg/Köln. Inzwischen bedauern einige Mitarbeiter im Erzbistum Köln ihren Generalvikar Stefan Heße ein bisschen, auch wenn sie ihm den rasanten Aufstieg von Herzen gönnen: Wie Vatikan und Erzbistum Hamburg am Montag zeitgleich offiziell verkündeten, hat Papst Franziskus den 48Jahre alten Kölner Prälaten nach der Wahl durch das Hamburger Domkapitel zum Erzbischof von Hamburg ernannt.

Rund um den Kölner Dom ist vom „Kulturschock“ die Rede, die der Vertraute des langjährigen Kölner Kardinals Joachim Meisner in seinem künftigen Amt erleben könnte. Recht spröde seien doch die Hanseaten, befindet manch rheinische Frohnatur kurz vor dem Karneval. Und allzu religiös seien sie auch nicht. Während das finanzstarke Erzbistum Köln rund 2,1 Millionen Mitglieder zählt, sind es in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg gerade mal 400.000.

Der 1966 geborene Kölner Bäckersohn gestand in einem „Ersten Gruß an die Menschen im Erzbistum Hamburg“, dass ihn die Wahl durch das Hamburger Domkapitel „sehr berührt, aber gleichzeitig auch innerlich aufgewühlt“ habe. Er sei bereit, seinen Lebensmittelpunkt in eine Gegend Deutschlands zu verlegen, die er bisher lediglich aus dem Urlaub kenne. Heute trifft der ehemalige Kölner Diözesanadministrator in der Hansestadt ein und wird am Vormittag vom Domkapitel empfangen. Das Gremium hatte den Nachfolger von Werner Thissen am 16. Januar aus einer Liste von Papst Franziskus gewählt.

Die Liste umfasste drei Personen. Keiner der drei Geistlichen wusste übrigens, dass sie als Kandidaten im Gespräch waren. Nach der Entscheidung reiste eine Hamburger Delegation nach Köln, um den bis dahin ahnungslosen Heße über die Entscheidung zu informieren. Kurz darauf wurde dieser von Papst Franziskus zum Hamburger Erzbischof ernannt. Am Sonnabend, 14.März, wird er im Mariendom zum Erzbischof geweiht. Er ist Deutschlands jüngster katholischer Bischof. Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte dem Abendblatt nach der Personalentscheidung: „Ich freue mich, dass es ein junger Erzbischof ist.“ Heße müsse sich nun auf die vielfältige Situation einer Metropole genauso einlassen wie auf die Strukturen in Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Er wünscht sich, dass der neue Erzbischof „mit Gefühl“ darauf eingehe. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nannte Heße „einen besonnenen, kompetenten und offenen Priester“. Dass ein rheinisch-katholisch geprägter Priester in den Norden komme, „wird uns auch gut tun“. Sein Hildesheimer Amtsbruder Norbert Trelle sagte, Heße passe „mit seiner kommunikativen Art und seinem aufgeschlossenen Wesen“ sehr gut nach Hamburg.

Dass der neue Erzbischof im Diaspora-Norden eine exzellente ökumenische Zusammenarbeit erwarten kann, machten der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich sowie Hamburgs und Lübecks Bischöfin Kirsten Fehrs in ersten Stellungnahmen deutlich. In der ökumenischen Partnerschaft mache uns im Norden Deutschlands kaum jemand etwas vor, so Ulrich. Die Ökumene, sagte Bischöfin Fehrs, sei ein guter Schatz, „den wir nun gemeinsam bewahren werden“.

Stefan Heße verfügt über umfassende administrative Erfahrungen in der Leitung eines Erzbistums mit Hunderten von Mitarbeitern. Zugleich gilt er als medienerfahren. Heße wurde 1993 von Kardinal Meisner zum Priester geweiht. 2001 wurde er mit einer Arbeit über die Theologie der Berufung bei Hans Urs von Balthasar zum Doktor der Theologie promoviert. 2003 übernahm er die Aufgaben eines Hauptabteilungsleiters Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat. 2005 wurde Heße zum Päpstlichen Ehrenkaplan ernannt. Nach dem Rücktrittsgesuch von Joachim Kardinal Meisner als Erzbischof wählte ihn das Kölner Domkapitel zum Diözesanadministrator des Erzbistums Köln.