Hamburger Starter erinnern sich: Rollstuhlbasketballerin Heidi Kirste holte 1984 Gold und erlebte fünf Paralympics

Die Paralympischen Spiele haben einen Wandel durchgemacht. Meine ersten Paralympics 1984 kann man nicht mit den heutigen vergleichen – dabei hätten die Spiele vor 31 Jahren fast nicht stattgefunden! Unser Start bei den Wettkämpfen stand auf der Kippe, denn Los Angeles trug nach den Olympischen nicht die Paralympischen Spiele aus. Erst vier Wochen vor Beginn fand sich mit Stoke Mandeville in Großbritannien ein Ersatz-Austragungsort. Die Räumlichkeiten dort platzten aber aus allen Nähten, im Schlafsaal wurden wir mit 22 Athletinnen untergebracht. Zwischen uns und dem Schlafraum der Kanadierinnen war lediglich eine halbhohe Mauer.

Dennoch – oder gerade wegen dieser Nähe – war die Stimmung super! Durch den engen Kontakt mit den anderen Sportlern feierten wir jeden Sieg mit. Auch meinen größten paralympischen Moment verbinde ich mit den Spielen in Stoke Mandeville; schließlich gewannen wir das Turnier und kamen mit der Goldmedaille nach Hause, inklusive Empfang bei Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Bonn.

Von Seoul 1988 an waren die Paralympics stets am selben Ort wie die Olympischen Spiele. Wenn ich mir im Fernsehen die olympischen Wettkämpfe in Südkorea ansah, kam mir der Gedanke: „Da spielst du bald auch!“ Erstmals traten wir in diesen riesigen Hallen an, das hat mich nervös gemacht, aber auch motiviert. Es war zwar bitter, im Finale gegen die US-Amerikanerinnen zu verlieren und „nur“ Silber zu bekommen. Aber die einsetzende Bewegung im Behindertensport war groß. Jeden Tag kamen mehr Zuschauer in die Hallen, und auch die mediale Begleitung in Deutschland begann während der Spiele von Seoul zuzunehmen.

In Barcelona 1992 setzte sich dieser Trend fort – ohne mich, da ich zwischenzeitlich aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war. 1996 in Atlanta war ich wieder dabei; leider waren die Spiele ein deutlicher Rückschritt. Wir fühlten uns als Sportler zweiter Klasse, das Zuschauerinteresse war mäßig, die Organisation eine Katastrophe. Teilweise mussten wir fünf Stunden auf unseren Bus warten, große Teile des Olympischen Dorfes waren geschlossen. Ich war froh, als alles vorbei war.

Nach den USA waren die Spiele in Sydney 2000 Balsam für die Seele. Sydney ist eine sportverrückte Stadt, alles war genial. Auch wenn wir erneut nur den siebten Platz erreichten, genoss ich die Zeit in Australien. Die Stadien waren voll, die Begeisterung groß. Ich durfte bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne ins Stadion tragen. Diese besondere Ehre war nicht nur Anerkennung meiner Erfolge, sondern auch Belohnung für mein Engagement als Trainerin in der Nachwuchsförderung.

Bei meinen letzten Paralympics in Athen 2004 hätte ich gern noch einmal eine Medaille mit nach Hause genommen. Es hat geschmerzt, dass wir das Spiel um Platz drei verloren, besonders, weil ich wusste, dass ich danach meine internationale Karriere beenden würde. Doch das ist lange verdaut, heute freue ich mich über die großartigen Erfolge und tollen Erlebnisse.