Die Zeitung hatte Mohammed-Zeichnungen aus „Charlie Hebdo“ nachgedruckt. Zwei Verdächtige festgenommen

Hamburg. Möglicherweise als Reaktion auf die Veröffentlichung mehrerer islamkritischer Karikaturen haben Unbekannte in der Nacht zu Sonntag versucht, das Verlagsgebäude der Tageszeitung „Hamburger Morgenpost“ (Mopo) an der Griegstraße mit einem Molotowcocktail anzuzünden.

Nachdem sie ein Fenster im Souterrain mit Steinwürfen zerstört hatten, warfen die Täter den Brandsatz am frühen Morgen in das kaufmännische Archiv der Zeitung. Das daraufhin ausbrechende Feuer konnte jedoch schnell von der Feuerwehr gelöscht werden, nachdem die Brandmelder Alarm ausgelöst hatten. Zahlreiche Akten verbrannten. Menschen wurden nicht verletzt. Nach der Brandlegung hat der Staatsschutz im Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen aufgenommen, der bei politisch motivierten Taten zum Zuge kommt.

Befürchtet wird, dass der Anschlag eine Reaktion auf die Berichterstattung des Boulevardblattes ist. In seiner Ausgabe vom vergangenen Donnerstag, einen Tag nach dem Terroranschlag auf die Pariser Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ mit zwölf Toten hatte die Mopo insgesamt fünf Mohammed-Karikaturen aus dem Bestand des Pariser Magazins nachgedruckt.

Noch in der Nacht nahm die Polizei zwei 35 und 39 Jahre alte Männer fest, die sich in der Nähe des Tatorts verdächtig benommen hatten. Sie waren in eine S-Bahn geflüchtet, als eine Polizeistreife den nahen S-Bahnhof Bahrenfeld überprüfte. Die Verdächtigen wurden im Laufe des Sonntags von den Staatsschutzermittlern vernommen. Ein Ergebnis ist noch nicht bekannt.

Die Beschäftigten der Zeitung reagierten nach dem Brandanschlag schockiert. „Es ist tief beunruhigend, dass so etwas ausgerechnet in einer so liberalen und weltoffenen Stadt wie Hamburg passiert ist“, sagte Chefredakteur Frank Niggemeier. Die Zeitung wolle ihrer Linie jedoch treu bleiben. „Wir werden jetzt weder in Panik noch in Hysterie verfallen.“ In enger Absprache mit der Polizei verstärkte die Mopo ihre Sicherheitsmaßnahmen.

„Jeder Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit ist in seiner Wirkung und unabhängig von fragwürdigen Motiven ein Angriff auf die Demokratie“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der mit Innensenator Michael Neumann (SPD) die Mopo-Redaktion besuchte. „Unsere Unterstützung und Solidarität gilt den Beschäftigten.“