Eine Glosse von Friederike Ulrich

Achtung, es könnte schneien. Nachdem der Winter mit kräftigen Schneefällen und orkanartigen Böen am Sonnabend schon andere Teile Deutschlands erreicht hatte (was ein Nachrichtenmagazin für so außergewöhnlich hielt, dass es einen Newsticker einrichtete), wird er nun auch im Norden erwartet. Bis zu fünf Zentimeter Schnee sollen fallen. In Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung ist das offenbar etwas, mit dem selbst im Winter niemand mehr rechnet. Wie sonst ist es zu erklären, dass es seit Tagen kein anderes Thema mehr in Hamburg gibt?

„Silvester soll es schneien“ – das raunten sich schon am Sonnabend sogar diejenigen zu, die die Zuverlässigkeit von Wetterprognosen noch anzweifeln, wenn die vorhergesagte Gewitterfront bereits am Horizont aufzieht. Zu dieser Gattung gehören insbesondere Segler, die ihre ängstlichen Gattinnen so lange in Sicherheit wiegen möchten, bis die sturmtosende See das Boot umpeitscht und weiteres Leugnen zwecklos wäre.

Ausgerechnet die zum Jahreswechsel bevorstehende Schneekatastrophe thematisieren sie aber so häufig, dass sich den Seglerfrauen nur eine Schlussfolgerung aufdrängen kann: Der Gatte will Silvester nicht auf die Party am anderen Ende der Stadt. Er möchte das neue Jahr gemütlich – und absolut sicher vor Schneestürmen und anderen Unwägbarkeiten, die im Winter an Land so drohen – zu Hause begrüßen.