Akademischer Senat will am Donnerstag vorzeitig über zweite Amtszeit für den 67-Jährigen entscheiden.

Rotherbaum. Die Amtszeit von Dieter Lenzen als Präsident der Universität Hamburg soll überraschend bereits in Kürze vorzeitig verlängert werden. Der Akademische Senat der Universität hat das Thema nach Abendblatt-Informationen bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag auf die Tagesordnung gesetzt und will dann über Lenzens Wiederbestellung, wie es genannt wird, entscheiden. Erforderlich wäre eine absolute Mehrheit in dem 19-köpfigen Gremium. Nach dem Hamburgischen Hochschulgesetz müsste der 67-Jährige dann vom zweiten wichtigen Organ der Universität, dem Hochschulrat, bestätigt und schließlich vom Senat der Hansestadt bestellt werden.

Die Personalie hat einige Brisanz, denn Lenzen hat sich in Hamburg nicht nur Freunde gemacht. Der Erziehungswissenschaftler war Präsident der Freien Universität Berlin, bevor er im März 2010 an die Spitze der Universität Hamburg wechselte – als Nachfolger von Monika Auweter-Kurtz, die die Hochschule in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrem autoritären Führungsstil gegen sich aufgebracht hatte und vorzeitig ausscheiden musste.

Nachdem Lenzen nach der Regierungsübernahme des SPD-Senats eine Hochschulvereinbarung über die Deckelung seines Budgets unterschrieben hatte, machte der streitbare Universitätspräsident besonders in den vergangenen Monaten mit lautstarkem Widerstand gegen die Senatspolitik von sich reden – zuletzt bei der Protestdemonstration von Studierenden und Lehrenden in der vorigen Woche. Lenzen setzt sich für eine bessere Finanzausstattung der Universität, Nachverhandlungen über die Hochschulvereinbarung sowie eine Sanierung teilweise extrem maroder Gebäude ein.

Auffällig war die barsche Tonalität seiner Äußerungen. Beobachter hatten dies bereits als Wahlkampf gewertet, der sich eher nach innen in die Universität hinein richtete als nach außen. Seine Rede von den „Ruinen, die sich hier Universität nennen“ und die Forderung, an der Hochschule müssten überall „menschenwürdige Zustände“ geschaffen werden, sorgten im Rathaus für Kopfschütteln. Die Wertschätzung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) für den Hochschulchef könnte größer sein.

Regulär würde Lenzens sechsjäh-rige Amtszeit im März 2016 enden. Die vorzeitige Verlängerung um maximal weitere sechs Jahre könnte im kommenden Frühjahr wirksam werden. Am Ende seiner zweiten vollen Amtszeit wäre Lenzen 75 Jahre alt. Der Hochschulrat tagt im Januar, der Senat der Hansestadt dürfte die Bestellung nicht mehr vor den Bürgerschaftswahlen im Februar 2015 vornehmen.

Die Entscheidung, wer als Präsident an ihrer Spitze steht, liegt weitgehend bei der Universität. Der Hochschulrat und insbesondere der Akademische Senat, bestehend aus zehn Professoren, drei Mitgliedern des akademischen sowie des technischen Verwaltungspersonals und drei Studierenden, haben weitreichende Selbstverwaltungskompetenzen.

Die erforderliche Bestellung Lenzens durch den Senat ist dagegen eher Formsache, die Regierung könnte sie nur bei Verfahrensfehlern oder ähnlichem verweigern. Das Hamburgische Hochschulgesetz sieht in Paragraf 80 ausdrücklich eine Verlängerung der Amtszeit vor.

Wörtlich heißt es: „Kandidiert eine Präsidentin oder ein Präsident erneut und sind Hochschulrat und Hochschulsenat mit der Wiederbestellung einverstanden, ist sie oder er erneut dem Senat zur Bestellung vorzuschlagen, ohne dass ein Findungsverfahren durchgeführt wird.“

Nach Darstellung Lenzens kam die Initiative für eine vorzeitige Verlängerung seiner Amtszeit von den Hochschulgremien. „Aufgrund alternativer Angebote außerhalb Hamburgs“ sei er gefragt worden, ob er für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehe, erklärte Lenzen auf Abendblatt-Anfrage. Er habe noch nicht entschieden, ob er antrete, wolle es aber „rechtzeitig“ tun.

Angeblich ist Lenzen als Rektor der Hochschulkonferenz im Gespräch

Nach Abendblatt-Informationen soll Lenzen für die Nachfolge von Horst Hippler an der Spitze der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) im Gespräch sein, der wohl nicht wieder für dieses prestigeträchtige Amt antreten wird. Auch von einem anderen Angebot ist die Rede. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Lenzen am Donnerstag im Akademischen Senat mit Gegenstimmen rechnen muss.

Vor allem in der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität hat er nicht nur Anhänger. Eine Mehrheit für Lenzen gilt nicht als sicher, aber doch als wahrscheinlich. Zwar ist man an der Universität nicht völlig zufrieden mit Lenzen. Dennoch möchte das Gremium durch seine Unterstützung für den Präsidenten ein starkes Zeichen in die Stadt senden – und an die Politik.