Wie Künstler und Kaufleute für Olympische Spiele werben wollen. Busse, Bahnen, Polizeiautos und Feuerwehr sollen Feuer-und-Flamme-Logo erhalten

Hamburg. Die Stimmung war gelöst, und Ian Karan, der ehemalige Hamburger Wirtschaftssenator, konnte es sich leisten, bei der Präsentation der Hamburger Olympiakampagne im Haus des Sports am Schlump einen befreundeten Unternehmer flapsig anzugehen: „Was, du gibst nur 20.000 Euro? Das ist ja enttäuschend.“ Die geldwerte Antwort des Kollegen steht noch aus, doch die Künstler und Kaufleute der Stadt haben offenbar Spaß daran, die Hamburger Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele für die Jahre 2024 oder 2028 vielfältig und ideenreich zu unterstützen.

„Olympia in Hamburg bringt die Stadt voran, macht sie zukunftsfähig, interessant für Menschen und Firmen aus aller Welt. Von den Spielen werden alle Hamburger langfristig profitieren, egal ob sie nun in Billstedt oder Blankenese, Wellingsbüttel oder Wilhelmsburg wohnen. Davon bin ich fest überzeugt“, begründete Sportmäzen und Unternehmer Alexander Otto sein Engagement. Seine 100.000 Euro sind der Grundstock, um die vielen Aktionen starten und begleiten zu können.

Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) ging in seinem Plädoyer für Olympia noch weiter. „Eine bessere Infrastruktur ist das eine, Olympia aber wird den Zusammenhalt der Stadt fördern, Menschen zusammenbringen, Hamburg einen neuen Geist geben, helfen, neue gemeinsame Ziele zu formulieren. Und dabei können wir von den olympischen Werten profitieren, von Fairness und Chancengleichheit. Wo, wenn nicht im Sport, kann jeder mit eigener Kraft noch alles erreichen, was er will.“ Hamburg stehe für sozial anständige, friedfertige und glaubwürdige Olympische Spiele, für Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und wehre sich gegen jede Form des Gigantismus.

Weil die Stadt sich in der jetzigen Phase der Kandidatur Zurückhaltung auferlegt hat, nicht werben, nur informieren will, ist Privatinitiative gefragt. Otto geht wieder einmal voran. Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport unterstützen ihn. Die Hamburger Stiftung Leistungssport – Stifter sind die Handelskammer und die Stadt – hilft bei der Organisation und Koordination, bis die ehemalige Olympia GmbH wiederbelebt ist. Sie war nach der gescheiterten Bewerbung für die Sommerspiele 2012 vor zehn Jahren stillgelegt worden. Ein neuer GmbH-Geschäftsführer wird noch gesucht, im Beirat werden wie bei der damaligen Kampagne Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen sitzen.

Ziel aller Aktivitäten ist es, die Zustimmung der Hamburger zu den Olympiaplänen von zuletzt 53 auf mindestens 60 Prozent zu steigern. „Jede Kritik ist willkommen, sie bringt uns voran. Schon jetzt haben die Kritiker viel erreicht und das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu Reformanstrengungen genötigt“, sagte Otto. In einer repräsentativen Umfrage nach der Bürgerschaftswahl am 15. Februar 2014 will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ein weiteres Mal die Stimmung in der Stadt abfragen. Am 16. März entscheidet das Präsidium des Sportbundes auf seiner Sitzung in Frankfurt am Main über den deutschen Olympiakandidaten: Berlin oder Hamburg. Fünf Tage später muss die Mitgliederversammlung des DOSB dem Zuschlag zustimmen. Bis zu den Hamburger Skiferien, die Ende Februar beginnen, sind viele Aktionen geplant. Weitere Vorschläge werden erarbeitet. Auf www. hamburg.de werden alle Informationen über das Hamburger Bewerbungskonzept bereitgestellt. Auch Olympiakritiker erhalten hier ihr Forum.

Am kommenden Montag starten Frederik und Gerrit Braun vom Miniatur Wunderland in der Europa Passage den Bau eines begehbaren Miniatur-Olympiastadions. 50.000 Plätze können dort namentlich besetzt werden. Um das Stadion herum können alle 800 Hamburger Sportvereine ihr Logo kleben. 59 haben sich bisher gemeldet.

Von Mitte Januar an will Alexander Ottos Unternehmen ECE mithilfe des Technik-Anbieters PRG in jedem der sieben Hamburger Bezirke Lichtstrahlen in den Farben der fünf olympischen Ringe in den Abendhimmel senden. Das Motto: „Olympia zum Greifen nah“. Zudem stellt die ECE ihre Hamburger Einkaufszentren als Bühne für Olympiaaktionen und Informationsveranstaltungen zur Verfügung.

Der erste verkaufsoffene Sonntag am 4. Januar wird unter dem Thema „Feuer und Flamme“ stehen. Das City-Management will einen Fackellauf durch die Innenstadt organisieren. Der HSV wiederum stellt zum Rückrundenauftakt der Bundesliga sein Heimspiel am 31. Januar gegen den 1. FC Köln unter das Thema „Olympia“. „Wir wollen 57.000 Zuschauer mit unseren Partnern von Spielen in Hamburg begeistern“, sagt HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer.

Die O2 World im Volkspark wirbt bei allen Veranstaltungen in der Arena zum Beispiel auf dem Leuchtband zwischen Ober- und Unterrang. Auch die beiden sogenannten Hometeams, die Hamburg Freezers (Eishockey) und die HSV-Handballer, werden „Feuer und Flamme“ sein. Denkbar ist, dass sie in ausgewählten Heimspielen mit entsprechenden Trikots auflaufen.

Busse und Bahnen, Polizei- und Feuerwehrwagen sollen das Feuer-und-Flamme-Logo erhalten. „Das ist ein großartiger Anfang“, so Alexander Otto.