Kohlenmonoxid hatte sich unbemerkt im Haus ausgebreitet. Feuerwehr musste Türen aufbrechen. Kam Alarm zu spät?

Hamburg. Das geruchlose tödliche Kohlenmonoxid muss sich ausgebreitet haben, ohne dass es die Bewohner bemerkt haben: In einem Mehrfamilienhaus in Hamburg-Harburg ist es am gestrigen Dienstag zu einer Tragödie gekommen. Feuerwehrleute entdeckten in zwei Wohnungen drei Tote. Zehn weitere Bewohner des Hauses im Phoenix-Viertel erlitten teils schwere Gasvergiftungen. Als Ursache wird ein Defekt an einem Schornstein vermutet.

Für die Polizei hatte es zunächst nach einem alltäglichen Einsatz ausgesehen. Die Beamten waren in die Straße Beckerberg gerufen worden, um eine Tür aufzubrechen. Dahinter entdeckten sie einen leblosen Mann. „Die Gesamtumstände kamen den Kollegen ungewöhnlich vor“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. „Sie haben dann ein Messgerät aus ihrem Fahrzeug geholt und festgestellt, dass der Sauerstoffgehalt in der Luft sehr niedrig ist.“

Ein Schornsteinfeger, der zufällig in der Nähe war, bestätigte einen extrem hohen Gehalt von Kohlenmonoxid. Sofort brachen Einsatzkräfte die Türen zu den anderen Wohnungen auf. Nach und nach fanden sie zwei weitere Tote und fünf Schwerverletzte. Für die Letzteren war es Rettung in letzter Minute. „Sie waren teilweise nur noch bedingt ansprechbar“, so ein Feuerwehrmann. Auch das Nachbarhaus wurde evakuiert. Auf der Straße kümmerten sich Notärzte um die Verletzten. Wiederbelebungsversuche bei den drei Männern blieben aber erfolglos.

Viele Hausbewohner kamen beim nahen DRK unter. „Wir haben 30 bis 40 Personen betreut“, sagt der Geschäftsführer vom DRK Harburg, Harald Krüger. Vier von ihnen wurden von dort aus ins Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr betreute mehrere Hausbewohner im Großraumrettungswagen. Auch von dort kam ein Bewohner noch ins Krankenhaus. Angehörige des Kriseninterventionsteams des DRK kümmerten sich um Angehörige der Toten. Das Landeskriminalamt übernahm die Untersuchung des Unglücks.

Bereits in der Nacht hatte es in dem Haus drei Rettungswageneinsätze gegeben. Ein Vater berichtete von seinem Sohn, der wegen Übelkeit ins Krankenhaus kam. Er vermutet einen Zusammenhang mit dem Gas. Laut Feuerwehr wurden in den beiden anderen Fällen ein Mann mit Herzproblemen und eine Frau nach einem Sturz versorgt. Ob dabei ebenfalls das Kohlenmonoxid eine Rolle spielte, blieb zunächst unklar.