Stadt und Wirtschaft gründen „Bündnis für Quartiere“. Mehrere Tausend Wohnungen geplant. Schutz für alte Mieter und Geld für Sozialeinrichtungen versprochen

Hamburg. Nach dem Erfolg des Bündnisses für das Wohnen wollen Senat und Wohnungswirtschaft sich in den kommenden Jahren auf die qualitative Entwicklung städtischer Quartiere konzentrieren. Dazu sei jetzt eine Vereinbarung für ein „Bündnis für die Quartiere“ unterzeichnet worden, sagte Bausenatorin Jutta Blankau (SPD) am Dienstag in Hamburg.

Erste Projekte sollten in vier bis fünf Jahren in Rothenburgsort und im südlichen Hamm umgesetzt sein. Innerhalb von 15 Jahren könnten dort zwischen 1500 und 2000 Wohnungen entstehen, ergänzte Thomas Krebs, Vorstand von Saga GWG. Sönke Struck vom Verband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen rechnet mit dem Projektstart im kommenden Jahr. Grundlage der Vereinbarung seien die „wirklich guten Erfahrungen“, die man mit dem „Bündnis für das Wohnen“ gesammelt habe, sagte die Senatorin. Ihre Partei hatte im Wahlkampf 2011 den Bau von jährlich rund 6000 Wohnungen versprochen. Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, brachte die Behörde die öffentliche und die private Wohnungswirtschaft sowie die Bezirke an einen Tisch. Mit Erfolg, denn im vergangenen Jahr – und wohl auch in diesem – wurden mehr als 6000 Wohnungen errichtet.

Der Fokus des „Bündnisses für die Quartiere“ liegt zunächst auf den östlichen Stadtteilen. Das hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bereits im Frühsommer angekündigt. Demnach sollen auf der Fläche, die vom Hauptbahnhof bis nach Mümmelmannsberg reicht, in den kommenden zehn Jahren bis zu 20.000 Wohnungen errichtet werden. Blankau schätzt die Zahl neuer Wohnungen am Dienstag auf „mindestens 10.000“. Im Kern geht es darum, den Bau von Wohnungen in Billstedt, Rothenburgsort, Horn und Mümmelmannsberg mit einer Aufwertung sozial schwacher Quartiere zu flankieren. Neben einer guten Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr soll in Schulen, Kitas und Sozialeinrichtungen investiert werden. Wichtig sei Sozialverträglichkeit, sagte Blankau. „Wir wollen eine Weiterentwicklung von Quartieren ohne die Verdrängung angestammter Einwohner.“

Zudem versuche man, „Arbeit und Wohnen wieder zusammenzubringen“, also das Nebeneinander von Gewerbe- und Wohngebieten zu ermöglichen. Nach Widerstand in der Wirtschaft befragt, machte Blankau deutlich, dass es zwar keine massenhafte Verlagerung von Unternehmen geben solle. Aber Gewerbegebiete müssten sich weiterentwickeln, forderte die Senatorin.

Den langen Zeitraum für die Entwicklung von Hamburgs Ostens begründete Blankau mit der Absicht, die Menschen ausführlich in den Prozess der Stadtteilentwicklung integrieren zu wollen. Thomas Krebs verwies darauf, dass erstmals öffentliche und private Investoren zusammen mit der Stadt Quartiere entwickeln würden. Es sei denkbar, dass Wohnungsunternehmen den Bau öffentlicher Infrastruktur – das können Straßen, öffentliche Plätze oder Schulgebäude sein – übernehmen.

Sönke Struck sagte, die Kooperation von privaten und öffentlichen Unternehmen mit der Stadt sei die Voraussetzung, die Projekte überhaupt umsetzen zu können. „Ziel ist es, nicht nur Wohnungen zu bauen, sondern Quartiere zu entwickeln.“ Die Wohnungswirtschaft begrüßte zudem das große Engagement des Bürgermeisters. Nur dadurch würden die Bezirke entsprechende Flächen rasch und unbürokratisch bereitstellen.

Die Opposition kritisierte das Bündnis. „Außer blumigen Worten hat Senatorin Blankau wenig Konkretes zu bieten“, sagte der Grünen-Stadtentwicklungsexperte Olaf Duge.