Die Meile in St. Georg will ihr Schmuddel-Image loswerden. Business Improvement District geplant

St. Georg. Prostitution, Alkoholgelage und Drogenhandel – der Steindamm unweit vom Hauptbahnhof gilt als einer der sozialen Brennpunkte in der Hansestadt. Die Grundeigentümer entlang der „Schmuddelmeile“ wollen jetzt handeln: Ein Business Improvement District (BID) soll nach Abendblatt-Informationen das Image der Straße aufwerten. Initiator ist die Interessengemeinschaft (IG) Steindamm, in der etwa 80 Grundeigentümer organisiert sind. Auf einer Versammlung der IG vor einigen Wochen soll der Vorschlag für ein BID positiv aufgenommen worden sein: „Wir haben uns fest vorgenommen, den Steindamm zu einem BID zu machen. Wir hoffen, dass wir die Planungen bis Januar abgeschlossen haben und dann weitere Schritte folgen können“, bestätigte der IG-Vorsitzende Rolf Förster auf Abendblatt-Anfrage.

Für die Vorbereitung und Durchführung des BID wurden Quartiersmanager Wolfgang Schüler und Andreas Pfadt von der ASK GmbH beauftragt. Die Ziele des BID fasst Schüler so zusammen: „Wir wollen den Steindamm zu einer Erlebnismeile machen und setzen dabei vor allem auf Marketingmaßnahmen, Sicherheit und Sauberkeit“, sagte Schüler. Die Stadtreinigung sei hier bereits sehr fleißig am Wirken, aber ein zusätzliches privates Reinigungsunternehmen sei denkbar, sagte Schüler.

Der Steindamm hatte in den vergangenen Monaten wieder für negative Schlagzeilen gesorgt: „Leider sind hier immer noch Prostitution und Trinkgelage an der Tagesordnung – und das bereits in den Vormittagsstunden, so Schüler weiter. Auch auf den Branchenmix will Schüler weiter einwirken. Noch wird der obere Teil der Straße besonders von Spielhallen, Wettbüros und Sexshops geprägt: „Wenn solche Ladenflächen frei werden, sollten diese mit innovativen Geschäftskonzepten und gepflegter Gastronomie neu vermietet werden“, sagte Schüler. So würde dann auch eine andere Klientel an den Steindamm gelockt, und die Problemgruppen würden sich dann automatisch nicht mehr so wohl fühlen, so Schüler weiter. Vor einigen Monaten hatten Schüler und seine Mitstreiter schon über die Verpflichtung eines privaten Sicherheitsdienstes nachgedacht: „Wir haben das auch eingehend geprüft, aber im öffentlichen Straßenraum fehlen einem privaten Sicherheitsdienst die Befugnisse“, so Schüler. Deshalb setzt er auf eine „starke Polizeipräsenz vor Ort.“

Die Pläne für das BID werden bei Verwaltung und Politik positiv aufgenommen. Unterstützung kommt auch von Mittes Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD): „Die Erfahrungen des Bezirks mit BIDs sind durchweg positiv. Insbesondere auch mehr Verantwortung für die Grundeigentümer halten wir für begrüßenswert. Wir stehen dem deshalb sehr offen gegenüber.“

Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg: „Ein BID wäre ein positives Signal für den Steindamm. Wenn das Straßenbild verändert wird, könnte sich das auch positiv auf die Atmosphäre auf die Straße auswirken.“ Osterburg begrüßt: „Gut ist, dass bei einem BID der Stadt keine Kosten entstehen, sondern die Grundeigentümer selber Geld in die Hand nehmen.“

Zurückhaltender gibt sich SPD-Fraktionschef Falko Droßmann: „Ein BID kann tatsächlich ein gutes Signal sein. Es würde aber schon reichen, wenn einige der Geschäftsinhaber ihren Müll nicht auf der Straße entsorgen. Wir werden das Konzept prüfen.“ Aber Droßmann stellt klar: „Eine schleichende Privatisierung des Steindamms oder gar private Sicherheitsdienste wird es mit der SPD nicht geben.“

Ein Marketing-BID allein reicht CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher nicht aus: „Es müsste auch der Straßenraum umgebaut werden. Im unteren Teil fehlen Radwege, und die Fußwege sollten verbreitert werden, das würde den Steindamm aufwerten und zu einer Flaniermeile werden lassen.“

Hamburg ist Deutschlands BID-Hauptstadt. Hier gibt es zurzeit acht dieser Einrichtungen, darunter der Neue Wall, die Alte Holstenstraße, das Nikolaiquartier und der Opernboulevard. Es sind fünf weitere BIDs in Vorbereitung, dazu gehören die Einkaufsmeile Mönckebergstraße, die Osterstraße in Eimsbüttel und Waitzstraße in Groß Flottbek. Der Polizei ist die brisante Situation am Steindamm bekannt. Obwohl hier die Kontaktverbotsverordnung gilt, gehen täglich bis zu 40 Prostituierte ihrer Arbeit nach. Aber die Polizei greift durch. Von Januar bis Ende September wurden bereits 472 Verfahren gegen Freier eingeleitet,die sich nicht an das Verbot gehalten hatten.