Jörn Walter hält Abriss der City-Hochhäuser für sinnvoll. Neue Debatte: Soll man heute noch im Gründerzeitstil bauen?

Hamburg. Im Streit um die Zukunft der City-Hochhäuser am Hauptbahnhof hat Hamburgs Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter sich mit deutlichen Worten für deren Abriss ausgesprochen. „Die Finanzbehörde hat zwar alternativ ausgeschrieben, sodass auch eine denkmalgerechte Sanierung der vier Gebäude möglich ist“, sagte Prof. Walter dem Abendblatt. Allerdings halte er aus städtebaulichen, bauhistorischen und Kostengründen einen Neubau für sinnvoller.

Zudem sei der Abriss aus städtebaulicher Sicht geboten. „Die Gebäude waren seinerzeit eine Architektur gegen das Kontorhausviertel und Ausdruck einer Gegenbewegung zu allem, was Fritz Schumacher gemacht hat.“ Das sei in der Nachkriegszeit verständlich gewesen. „Mit einem Neubau aber könnte man das Kontorhausviertel vervollständigen und einen schönen Stadteingang gestalten“, sagte Prof. Walter.

Die City-Hochhäuser, die unter Denkmalschutz stehen, sollen einer Empfehlung der Finanzbehörde zufolge abgerissen werden. Die Kulturbehörde hat dem zugestimmt. Allerdings mehrte sich in den vergangenen Monaten die Kritik gegen die Abrisspläne. Helmuth Barth vom Verein Freunde der Denkmalpflege regte an, eine öffentliche Plattform zu schaffen, auf der Befürworter, Gegner und Sachverständige sich austauschen könnten. Die Architekturhistorikerin Sylvia Necker meinte, der Bau der Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein Signal der neuen Zeit gewesen. Der renommierte Architekt Volkwin Marg bezeichnete die Abrisspläne als geschichtsvergessen.

Mit Blick auf den Denkmalschutz meinte Prof. Walter, die vier Gebäude seien von der Qualität her nicht mit dem alten „Spiegel“-Gebäude, der Hamburg Süd, dem Unileverhaus oder der Vattenfall-Zentrale in der City Nord vergleichbar. „Wenn zur gleichen Zeit am Elisabethgehölz ein Wohngebäude aus der Schumacher-Ära oder das „Weiße Haus“ von Nienstedten vom Denkmalschutz für den Abbruch freigegeben werden, dann stimmt etwas nicht mit den Kriterien, die wir an die Denkmalwürdigkeit anlegen.“

In der Diskussion über den Stil von Neubauten plädierte der Oberbaudirektor für Differenzierung. „Es stört mich beispielsweise überhaupt nicht, wenn in einem Gründerzeitviertel Gebäude mit einer historisierenden Fassade gebaut werden.“ Anders sei es bei Stadtteilen, die neu entstünden, wie die HafenCity, die Mitte Wilhelmsburg oder die Mitte Altona, sagte Prof. Walter. „Dort sollte im Stile unserer Zeit gebaut werden.“