Insgesamt 4000 Teilnehmer bei zwölf Veranstaltungen. Vor einem Jahr feierten noch 6500 Menschen in der HafenCity.

Eimsbüttel. Weiß regiert die Welt, zumindest einen illustren Abend lang. Weiß gekleidete Partygäste, weiß gedeckte Tafeln, passendes Porzellan, Speisen, Tischdekoration und teilweise ausgefallener Kopfschmuck ließen am Stellinger Weg in Eimsbüttel Festtagsstimmung aufkommen – ein Riesenpicknick vom Feinsten, durch die Bank kultiviert gepflegt.

Die Krönung waren Margeritenkränze im Haar, Schirme aus der Kolonialzeit, Luftballons und weiße Schlapphüte. Ein jeder nach seiner Facon. Ein Pudel mit Schleife, Milch in Porzellankaraffen, Pralinen der Marke Raffaelo und Tutus – sogar um Männerlenden – rundeten das Bild ab. Alles war weiß, aber keinesfalls farblos.

Ohne Fantasie ging gar nichts. Denn bei Kaiserwetter opulent draußen feiern kann jeder. Die wahre Lebenskunst ist es, trotz einer Prognose von 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit königlich loszulegen. Rund 2000 Genießern glückte dieser Anspruch am Sonnabend auf 500 Metern der abgesperrten Straße lustvoll. Wie auf, aber ohne Kommando wurden um 21 Uhr Wunderkerzen illuminiert und weiße Bänder geschwenkt. Sich selbst zu feiern kann auch seinen Charme haben. Andernorts wehten nur wenige Fähnchen im Augustwind. So versammelten sich auf dem Osterbrookplatz in Hamm statt der erhofften 250 Besucher gerade mal 40 Personen. Und am Mohnstieg in Osdorf waren um kurz nach 20 Uhr nur zwei Grüppchen unter Zeltdächern versammelt – fast 100 Meter voneinander entfernt. Auch das kann seinen nachbarschaftlichen Reiz haben, bei jedem kleineren Straßenfest jedoch ist mehr los. Am Winterhuder Kai wurden zumindest 500 Menschen gezählt, in der Steenkampsiedlung in Bahrenfeld 150 und am Alsterdorfer Markt 100.

Insgesamt, so addierten die Veranstalter am Tag danach, kamen rund 4000 Teilnehmern an zwölf Orten in Hamburg zusammen. Im Vorjahr waren es – allerdings bei richtig gutem Sommerwetter – rund um die Ericusspitze in der HafenCity 6500 Mitwirkende. Elf weitere Organisatoren hatten ihre ursprünglichen Veranstaltungszusagen letztlich doch noch zurückgezogen.

„Unter dem Strich ist unser neues Konzept aufgegangen“, bilanzierte Initiatorin Manon Dunkel trotz der geringeren Zahlen, die sie dem Wetter zuschrieb. In der Tat dürften viele Interessenten vor allem von weiter entfernt ob der miserablen Witterungsprognose gepasst haben. Dass es am Feierabend dann doch deutlich besser wurde als erwartet, änderte an großen Lücken nichts. Von den via Facebook getätigten 13.000 Anmeldungen allein für den Stellinger Weg wurden vielleicht zehn Prozent eingehalten. Viele weitere kamen aber ohne Ankündigung.

Während hier und da Tristesse herrschte, kam nicht nur in Eimsbüttel Freude auf. In Hamm berichteten Teilnehmer von guten Kontakten und lauschiger Atmosphäre auf dem Osterbrookplatz. Als ein Schauer niederging, suchten 40 Gäste unter dem Vordach des Nachbarschaftshauses Schutz, rückten eng zusammen und machten das Beste aus dem Unbill.

Auch auf der Promenade An der Außenmühle in Harburg trotzten 300 weiß Gekleidete an einer langen Tafel erfolgreich der Feuchtigkeit. Luftballonsträuße und Stelzenläufer in beleuchteten Kostümen waren Hingucker in der Dunkelheit. „Die Hartgesottenen und Unerschrockenen wurden belohnt“, sagte Melanie-Gitte Lansmann vom Citymanagement Harburg um kurz vor Mitternacht. „Im kommenden Jahr wollen wir wieder dabei sein.“

Es gibt aber auch Kritik. Diese richtet sich gegen die Praxis der Organisationschefin Manon Dunkel, sich von den anderen Veranstaltern Verpflichtungserklärungen unterschreiben zu lassen, um die Spielregeln einzuhalten. „Den Begriff White Dinner kann man nicht patentrechtlich schützen“, meint Jürgen Brunke vom Centermanagement Marktplatz Galerie Bramfeld. Seine Gemeinschaft schaltete sogar einen Rechtsanwalt ein. „Auch andere Stadtteile glauben den falschen Aussagen und ziehen sich vom Event zurück, was ich sehr schade finde“, sagte Brunke.

2015 soll es das Weiße Dinner vielleicht sogar an noch mehr Orten geben

Manon Dunkel weist solche Vorwürfe zurück und besteht nach wie vor auf einem werbefreien und nicht kommerziellen Ereignis: „Meine Mitstreiter und ich verdienen keinen einzigen Cent. Ganz im Gegenteil bringen wir sehr viel Freizeit auf, um die Voraussetzungen für einen fröhlichen Abend zu schaffen.“ Durch Spenden aus dem Vorjahr in Höhe von 5000 Euro sei es gelungen, das Dinner am Stellinger Weg verlustfrei über die Runden zu bringen. 2015 soll es den Tag des Weißen Dinners wieder geben – vielleicht sogar an mehreren Orten als am Sonnabend.