Die Zwillinge Kaja und Fine besuchen eine 1. Klasse der Katharina-von-Siena-Schule. Eingeschult werden sie getrennt

Langenhorn. Kaja sitzt in der ersten Reihe. Ganz gerade und mit ernstem Gesicht. Still sitzen ist ganz schön schwer. Vor allem am ersten Schultag. Fast scheint die Turnhalle zu vibrieren, bei so viel Spannung, Erwartung und Vorfreude. 26 Erstklässler starten an der Katharina-von-Siena-Schule in Langenhorn in ihr Schulleben. Immer wieder dreht Kaja sich um, lässt den Blick durch die Reihen schweifen. Irgendwo muss doch Fine sein – ihre Zwillingsschwester. Die kommt auch in die Schule, aber in eine Parallelklasse. Und sie ist erst am nächsten Tag mit der Einschulung dran.

Heute ist Kajas Tag. Schon morgens um 9 Uhr ging es für die Abc-Schützen an der katholischen Schule los. Mit einem Gottesdienst in der Kirche Heilige Familie. Auch da mussten sie schon mal ziemlich lange still sitzen und zuhören. „Ich dachte eigentlich, dass wir gleich in die Schule gehen“, sagt die Siebenjährige. Sie hat extra ihr blaues Kleid mit dem Schulwappen angezogen. Und natürlich einen Ranzen auf dem Rücken.

Ihrer ist türkis und pink, mit Fischen drauf. Fine hat sich einen roten ausgesucht, mit Blümchen und Katze. Die beiden haben schon die Vorschule an der Katharina-von-Siena-Schule besucht. Aber da waren sie ja noch die Kleinen. „Jetzt rechnen wir richtig und machen nicht mehr so einen Kinderspaß“, sagt Fine und strahlt.

Schon in der ersten Unterrichtsstunde gibt es Hausaufgaben für die 1 a

Aber noch heißt es: warten. Vorn begrüßt Schulleiterin Amelie Meyer-Marcotty die Kinder. In den hinteren Reihen sitzen selig lächelnd die Eltern. Auch die von Kaja und Fine. Umfangen von dem Zauber, der diesem Neuanfang innewohnt. „Schule soll nicht nur ernst sein“, sagt die Direktorin. „Wir möchten, dass die Kinder gern kommen und einen guten Start ins Leben haben.“ Auf der Bühne führen Drittklässler ein Theaterstück auf. Es geht um Marie, die erst gar nicht in die Schule gehen will. Aber dann doch, weil sie endlich lesen lernen möchte. Kaja guckt gebannt zu. Aber als Klassenlehrerin Vaida Okkens die Kinder der 1a aufruft und mit ihnen unter lautem Beifall aus der Turnhalle auszieht, hüpft sie fast raus. Endlich Schulkind!

In einer langen Schlange geht es in das Gebäude gegenüber und dort in die Klasse mit der großen grünen Schultüte an der Tür. An der Tafel steht „Mein 1. Schultag 26.08.2014“ in schönster Lehrerinnenhandschrift. Darunter sitzen die 26 Kinder im Stuhlkreis. Es gibt eine große Buchstabenuhr und bunte Zahlen am Fenster. Auf dem Regal liegen stapelweise Mathebücher, Fibeln und Arbeitshefte. Und dann geht es auch schon los mit Lernen. Für jedes Kind hat Lehrerin Okkens ein Namensschild geschrieben. „Das kennt ihr aus der Vorschule“, sagt sie. „Aber jetzt ist etwas anders.“

Einen Moment rätseln die Kinder. Dann kommen sie drauf: In der 1. Klasse gibt es große und kleine Buchstaben. Kaja ist als Erste dran. Sie darf ihren Platz an einem der Tische suchen. Sie sitzt neben Leandro und zusammen mit Mattes, Carolina, Ole und Francine. Alle kennen sich schon, und ähnlich wie beim Start in die Vorschule vor einem Jahr, sollen sie als Erstes ihre Hand abmalen. „Wisst ihr noch, wie klein die damals waren?“, fragt die Lehrerin. Auch für sie ist es ein besonderer Tag. Bis zur Anerkennung ihres Abschlusses war die Pädagogin aus Litauen nur im Vorschulbereich im Einsatz. Jetzt übernimmt sie zum ersten Mal eine 1. Klasse.

Insgesamt beginnen in diesem Schuljahr 76 Erstklässler an der katholischen Privatschule im Norden Hamburgs, an der sich einiges tut. Schon vor den Sommerferien sind auf dem Gelände der dreizügigen Grundschule am Eberhofweg die Bagger angerückt. Bis zum Sommer 2015 wird ein komplett neues Gebäude entstehen, mit Klassenräumen, Verwaltungstrakt, Aula und Naturlehrraum. Im Obergeschoss ist eine Ruhezone geplant, mit gebogenen Wänden. Auch einen Andachtsraum soll es geben. Die Schule mit 350 Schülern verdoppelt ihre Nutzfläche auf knapp 2800 Quadratmeter. Die Investitionen betragen drei Millionen Euro.

Kaja interessiert mehr, wie es mit dem Schulhof weitergeht. Inzwischen ist ihre erste Unterrichtsstunde zu Ende, und alle stehen draußen. „Es gab sogar Hausaufgaben“, flüstert sie ihrer Zwillingsschwester Fine zu. Und das hört sich gar nicht traurig an. Ihre Eltern, Omas, Opas, Onkel, Tante und natürlich Brüderchen Janne sind da. „Der Schulanfang ist ein großer Schritt für die Mädchen“, sagt Mutter Claudia Dargel. „Das ist schon ziemlich aufregend.“

Auch die Schultüte hat die Erstklässlerin jetzt im Arm. Ganz in Pink ist sie, mit einem Delfin. Darauf hat sie sich am meisten gefreut. Viele nützliche Sachen hat Klassenlehrerin Okkens reingepackt, Stifte, Mappe, Schere und Brotdose. „Aber es ist auch eine Überraschung dabei von meinen Eltern“, weiß Kaja. Von Fine hat sie auch ein Geschenk bekommen, ein oranges Flechtarmband. Ehrensache, dass Kaja ihrer Schwester auch eins gebastelt hat. Psst, die Farbe wird noch nicht verraten. Und dann rutscht Kaja doch kurz ein Schatten über das Gesicht. „Ich finde es traurig, dass ich bei Fines Einschulung nicht dabei sein kann“, sagt sie. Da hat sie Unterricht. Aber danach wollen alle zusammen noch einmal so richtig feiern.