Die Teilnehmer loben die Organisatoren der größten europäischen Radsportveranstaltung

Hamburg. Die einen schreien ihre Freude heraus, andere fahren Hand in Hand über die Ziellinie auf der Mönckebergstraße oder recken die Siegerfaust gen Himmel – um sogleich vom Streckensprecher ermahnt zu werden: „Immer schön geradeaus fahren und beide Hände am Lenker lassen!“

Rund 17.500 Jedermänner und -frauen hatten sich am frühen Sonntagmorgen in ihren Startzonen eingefunden und den Rennen über 55, 100 oder 155 Kilometer entgegengefiebert. Manche zitterten – aber nicht vor Kälte, denn es war mächtig frisch – sondern vor Aufregung: So wie Meike aus Henstedt-Ulzburg, die mit ihrem Lebensgefährten Thomas und ihren Freunden Stefan und Sandra zum ersten Mal an den Vattenfall Cyclassics teilnahm.

„Ich war noch nie in einem großen Pulk gefahren“, sagte sie nach ihrem 55-Kilometer-Rennen, „und dann hatten wir uns ja auch vor allen Dingen vorgenommen, am Kösterberg nicht abzusteigen und später gemeinsam das Ziel zu erreichen.“ Was sie dann auch recht mühelos geschafft haben. „Leider standen nicht so viele Zuschauer zum Anfeuern an der Strecke. In der Hamburger Innenstadt und auch in Wedel war es zwar voll, aber sonst ...“

Überhaupt stellt sich für beide sportlichen Großereignisse – den Hamburg-Marathon sowie die Cyclassiscs – die Frage, wie die Hamburger Polizei in beiden Fällen in jedem Jahr aufs Neue von „800.000 Zuschauern“ sprechen kann. Der Eindruck, den man entlang der Strecke, die durch die Stadt führte, gewinnen konnte, war ein anderer. „Die Strecke und das Wetter waren perfekt“, sagte auch Holger Gaida, ebenfalls aus Henstedt-Ulzburg. Er und sein Sohn Finn starteten gemeinsam, der Vater zum dritten, der Sohn zum zweiten Mal über die 55 Kilometer, „doch obwohl ich meinen Schnitt auf 33 Kilometer pro Stunde verbessern konnte, ist Finn dann irgendwann doch mal abgezogen“, sagte der Gesamtschullehrer für Mathematik, Physik und Sport.

Die perfekte Veranstaltung spiegelt sich auch in akribischen Absperrungen wider

Andere Teilnehmer wie der Speditionskaufmann Ulrich Pietschmann aus Stuttgart (55 Kilometer) und der Stabsfeldwebel Bernd Schneider aus Jever, der schon zum achten Mal mitfuhr und die 100-Kilometer-Strecke in persönlicher Bestzeit absolvierte, lobten ausdrücklich die Organisation der Radsport-Massenveranstaltung. „Ich kann das mit einigen anderen Jedermann-Rennen vergleichen“, sagte Pietschmann, „daher kann ich sagen: Hamburg macht das für alle Teilnehmer perfekt.“

Diese Perfektion empfanden Autofahrer und Fußgänger nicht unbedingt – im Besonderen bei der Zufahrt aus dem Osten über Eiffe- und Spaldingstraße, wo sich Autofahrer auf ein Verkehrsschild am Berliner Tor verließen, das zwei Fahrspuren zum Hafen und zwei Fahrspuren nach Altona versprach.

Doch an der Amsinckstraße wurde plötzlich der gesamte Verkehr auf eine Spur gelenkt und in den Wallringtunnel geleitet, denn der Deichtortunnel war bis zum Nachmittag gesperrt, obwohl ihn einige Informationsdienste als befahrbar angekündigt hatten. Und auch zahlreiche Fußgänger schimpften über die vielen Absperrungen in der City, die für sie häufig viele Hundert Meter lange Umwege bedeuteten. Überqueren der Straße wurde von den Ordnern strikt verboten, auch dann, wenn kein einiges Fahrrad zu sehen war.