19 Schüler nehmen an dem Ferienprojekt Sommerunternehmer teil und gründen ihre eigene Firma. Der Verein Futurepreneur will Jugendliche zur Selbstständigkeit motivieren

Osdorf. Die Salatblätter liegen schon gewaschen und gezupft auf einem Teller. Gerade schnippeln Saraphina und Princess Gurken und Tomaten in der Küche des Hauses der Jugend in Osdorf . „Wir haben gestern Abend noch eine Bestellung für fünf Frühstücksbrote reinbekommen“, sagt Princess. Routiniert schichten den beiden 14-jährigen Schülerinnen Käse, Salami und Geflügelwurst mit dem Grünzeug auf die kleinen Fladenbrote. Lecker sieht das aus – und gesund. Auch das Brot haben sie selbst gebacken. „Natürlich mit Biomehl“, sagt Saraphina.

Während andere Schüler in den Ferien irgendwo am Strand faulenzten oder sich durch den Tag chillen, haben die Mädchen aus Osdorf und Halstenbek ihr erstes kleines Unternehmen auf die Beine gestellt. Best Breakfast Boxes heißt ihr Frühstückslieferservice für gestresste Büromenschen. Die beiden sind zwei von 19 Jugendlichen aus Hamburg und dem Umland, die am Programm Sommerunternehmer teilnehmen. Innerhalb von sechs Wochen lernen sie, eine eigene Geschäftsidee zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.

„Viele Jugendliche wissen überhaupt nicht, welche Fähigkeiten und welches unternehmerische Potenzial in ihnen steckt“, sagt Kerstin Heuer, Gründerin des Vereins Futurepreneur, der das Sommerprogramm gemeinsam mit dem Haus der Jugend in Osdorf, der Jungen Volkshochschule und zahlreichen Sponsoren anbietet. Die Idee kommt aus Schweden, wo seit 1999 mehr als 100.000 Schüler mitgemacht haben. In Hamburg läuft das Projekt zum vierten Mal. „Unternehmertum kann man nur erfahren – nicht lehren“, sagt Heuer, die seit Jahren kleine Firmen berät. Dabei geht es nicht darum, dass alle Teilnehmer sich später selbstständig machten. „Wir helfen ihnen Fragen zu beantworten wie ,Wer bin ich‘ und vor allem ,Was kann ich‘, das schafft Selbstbewusstsein und macht die Jugendlichen stärker für die Zukunft.“

Ihre Geschäftsidee haben Princess und Saraphina in der gemeinsamen Kick-off-Woche am Beginn der Ferien entwickelt. Wie alle anderen haben sie Marktforschung betrieben und nach Absatzkanälen gesucht. „Erst wollten wir einen Senioren-Begleitservice gründen“, sagt Saraphina. Die Nachfrage bei den alten Menschen sei dagewesen, aber das Altenheim habe nicht mitmachen wollen. Über Nacht erfanden die Schülerinnen dann den Frühstücksservice. Sie stellten einen Businessplan auf und überzeugten bei der Präsentation. Mit 100 Euro Startgeld ging es los. Einkaufen, Backen, Brote belegen und ausliefern. „Es ist mehr Arbeit, als ich dachte“, sagt Princess. Nebenbei muss ein Unternehmertagebuch geführt werden, und natürlich eine Liste mit Ausgaben und Einnahmen.

Für zwei Euro bieten die Jungunternehmerinnen ihre Frühstücksbrote laut handgeschriebenem Speiseplan an, mit Kuchen 2,50 Euro. Eigentlich günstig. Trotzdem war es nicht einfach, Kunden zu finden. Die ersten vermittelte Projektleiterin Heuer. Dann lief es. Andere Jugendliche machen Glückwunschkarten auf Bestellung, bieten geflochtene Hundehalsbänder mit Partnerlook-Armbändern für die Besitzer oder eine Internetseite für Flüchtlinge in Hamburg. Wann und wie viel man arbeitet, ist wie im wirklichen Unternehmerleben jedem selbst überlassen. Bei regelmäßigen Unternehmer-Talks gibt es Tipps von Praktikern. Außerdem ist rund um die Uhr jemand vom Team erreichbar. Nadine näht Schminktäschchen im zarten Rosendesign. „Ich habe mir das über ein Video im Internet selbst beigebracht“, sagt die 15-jährige Wilhelmsburgerin. Das Geschäft läuft gut. Bei Investitionen von 80 Euro hat sie schon 98 Euro auf der Einnahmenseite verbucht. „Und drei Bestellungen habe ich noch.“

Das Konzept findet immer mehr Resonanz. „Viele junge Leute wissen beim Übergang zwischen Schule und Beruf nicht, was sie wollen. Hier können sie ihre Möglichkeiten testen“, sagt Unternehmensberater Heinrich Boeder, der sich von Anfang an bei den Futurepreneuren engagiert. Am Freitag bekommen alle Teilnehmer auf einer Abschlussveranstaltung in der Handelskammer ein Diplom. „Ich traue mir jetzt mehr zu“, zieht Ferienunternehmerin Princess schon mal positive Bilanz. Wichtiger ist noch was anders: „Es hat Spaß gemacht.“