Senat verabschiedet „Strategie für freiwilliges Engagement 2020“. Hamburg will Einsatz würdigen. Opposition fordert Nachbesserung

Hamburg. Die Stadt Hamburg will mit einer neuen Strategie das ehrenamtliche Engagement der Bürger ausweiten. Derzeit arbeiten rund 450.000 Hamburger etwa bei den Freiwilligen Feuerwehren, in Kirchengemeinden, Sportvereinen oder im Umweltschutz. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass weitere 200.000 Hamburger dazukommen könnten. Allerdings wissen viele potenzielle Freiwillige nicht, wo und wie sie sich engagieren können. Nun hat der Senat eine entsprechende Strategie für freiwilliges „Engagement 2020“ verabschiedet. Die finanzielle Förderung soll von diesem Jahr an um 137.000 Euro auf 345.000 Euro erhöht werden.

So wird der Senat die Freiwilligenagenturen in allen sieben Bezirken weiter fördern. Das 34 Seiten umfassende Papier, welches in Zusammenarbeit mit privaten Akteuren entstanden ist, sieht neben der Finanzierung der Agenturen etwa auch eine größere Anerkennung für die Freiwilligen vor. „Freiwilliges Engagement entsteht aus der individuellen Motivation heraus, das Lebensumfeld mitgestalten zu wollen und ist Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Die Engagementstrategie bildet erstmals die bestehenden Ansätze der Freiwilligenarbeit ab und gibt Impulse für eine Weiterentwicklung des freiwilligen Engagements in Hamburg“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). „Freiwillige leisten einen unschätzbaren Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Ich möchte alle Hamburger ermutigen, sich zu engagieren und bei der Gestaltung des Lebensumfeldes mitzuwirken.“ Scheele machte auch klar, dass mit den nun vorgelegten Maßnahmen kein hauptamtlich angestelltes Personal eingespart werden solle.

Ein wesentlicher Baustein soll die Anerkennung des freiwilligen Engagements sein. „Es soll sichtbar gemacht werden, indem es gewürdigt wird“, sagte Scheele. So soll es etwa Senatsempfänge geben, aber auch Besuche von Einrichtungen durch Senatoren, Staatsräten oder Amtsleitern. Angedacht ist auch, Berufsanfänger oder Arbeitslose nach einem gemeinnützigen Engagement mit Nachweisen über ihre dort gewonnenen Kompetenzen und Fortbildungen auszustatten, welche diese künftigen Arbeitgebern vorzeigen können.

Die Grünen begrüßen die Strategie im Grundsatz. Ihnen geht die Form der Anerkennung aber nicht weit genug. So fordert Katharina Fegebank, sozialpolitische Sprecherin der Grünen, etwa eine Ehrenamtskarte mit konkreten Vergünstigungen. Sie sagt: „Der Lohn ehrenamtlicher Arbeit ist die gesellschaftliche Anerkennung, und diese wollen wir fördern. Der Senat hat aber oft nur warme Worte parat. Zum Beispiel gab es in diesem Jahr keinen Senatsempfang mehr für die ehrenamtlichen Helfer des Winternotprogramms. Hier wurde ein Minimalbetrag eingespart und gleichzeitig viel Porzellan zerschlagen.“

Es sei aus Fegebanks Sicht bedauerlich, dass der Senat Instrumente zur besseren Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit, wie etwa die Ehrenamtskarte, nicht einführe. In anderen Bundesländern sei diese bereits mit Erfolg etabliert worden. Durch eine derartige Karte erhielten Ehrenamtliche etwa in Kinos oder Theatern eine Ermäßigung. Firmen und Institutionen bekämen so eine Gelegenheit, sich bei den Ehrenamtlichen zu bedanken. Dennoch bezeichnete Fegebank die nun beschlossene Ehrenamtsstrategie als grundsätzlich positiv. „Man sieht dem Konzept an, dass es in einem breiten Beteiligungsprozess entstanden ist. Jetzt hoffen wir, dass die Handlungsschritte in der Strategie keine reinen Absichtserklärungen bleiben.“ Für die FDP-Fraktion kommt der Senatsbeschluss dagegen spät. Deren sozialpolitische Sprecherin Martina Kaesbach erinnerte daran, dass ihre Fraktion bereits bei den Haushaltsberatungen 2011/2012 angesichts der guten Ausgangslage eine Stärkung des ehrenamtlichen Engagements gefordert habe – und zwar in Form von besseren finanziellen Rahmenbedingungen, eines intensivierten Netzwerkes und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit. „Zweieinhalb Jahre später gibt der SPD-Senat seine Ablehnung dieser Positionen auf und stellt eine inhaltlich weitgehend deckungsgleiche Ehrenamtsstrategie vor“, sagt Kaesbach. Das sei im Grundsatz zwar gut. Aber es komme für ihren Geschmack „reichlich spät und hat mit der Beweger-Mentalität der ehrenamtlich engagierten Bürger wenig zu tun.“ Dass der SPD-Senat eine derartige Strategie nun verabschiedet hat, geht dennoch auf ein Ersuchen der Bürgerschaft zurück, welches ein Jahr nach dem FDP-Vorstoß durchs Parlament ging. In diesem Fall ist das Ersuchen aber nicht von den Liberalen formuliert worden. Es war die SPD, die einen eigenen Antrag vorgelegt und ihn anschließend mit der eigenen absoluten Mehrheit abgestimmt hat.