Eine Glosse von Alexander Schuller

Richtige Männer sind bekanntlich immer auf der Suche nach würdigen Gegnern. Sie wissen schon, da geht es vornehmlich um Attribute wie größer, dicker, breiter, schneller und so weiter. Dummerweise kann mein guter Bekannter Paul da nie so richtig mithalten. Neulich zum Beispiel wollte er einem Großmaul in der 120 Grad heißen Volksdorfer Erdsauna zeigen, wo der Hammer hängt. Weil Paul jedoch in Minute 36 kollabierte, weiß er jetzt immerhin, wo der Defibrillator hängt.

Nach seiner Entlassung aus dem Herzzentrum lud er unsere Jungs- Clique zur Auferstehungsfeier ein und präsentierte seinen neuen Hightech-Grill mit Innenbeleuchtung, hitzeabsorbierender Außenbeschichtung und patentiertem BBQ-Gourmet-System. Das Prachtstück war etwa so groß wie ein Smart. Und fast so teuer. Wir murmelten anerkennende Worte, auch wenn wir auf Pauls Balkon kaum mehr stehen konnten.

Nachdem wir dann kurze Zeit später der angerückten Feuerwehr geduldig erklärt hatten, dass wir nicht über die Drehleiter gerettet werden wollten, da die etwas stärkere Rauchentwicklung lediglich von der gehaltvollen Marinade herrührte, die in die Glut getropft war (und nicht von einem Wohnungsbrand), konnten wir schließlich essen. Plötzlich standen mehrere Fläschchen mit Grillsaucen auf dem Tisch, Mitbringsel der Gäste. Auf den Flaschenetiketten wimmelte es von Totenköpfen und von gefährlich klingenden Anglizismen wie „Devil‘s Choice“ oder „Painmaker“.

Die Messlatte („Welcher Mann kann am schärfsten?“) war damit gelegt, und Paul ergriff seine Chance: Er mixte sich gleich mehrere Saucen zusammen und verstrich die zähe Masse zentimeterdick auf seiner Nackenkarbonade – unseren Warnungen zum Trotz. Nach dem zweiten Bissen lallte er noch „kö-kö-tte bi-chen schäääfä sai.“ Dann kippte Paul lautlos vom Stuhl, das Gesicht dunkelviolett. Aus seinen Ohren stiegen dünne Rauchsäulen auf. Es wurde Zeit, die Feuerwehr anzurufen.