Dietmar Hopp bekommt in der Laeiszhalle den Deutschen Stifterpreis – Franz Beckenbauer war der erste Gratulant

Neustadt. „Kaiser“ Franz Beckenbauer kam am Freitagmittag extra in die Laeiszhalle, um seinem Freund Dietmar Hopp zu gratulieren. Der Mäzen, Unternehmer und SAP-Mitbegründer war wenige Minuten zuvor mit dem 15. Deutschen Stifterpreis ausgezeichnet worden. „Es gibt kaum eine niveauvollere Veranstaltung als diese“, rief Beckenbauer den rund 1000 Teilnehmern des Deutschen Stiftungstages zu. Einen sportlichen Seitenhieb konnte sich der Münchner Beckenbauer dann aber nicht verkneifen. „Der HSV muss sich nun aber bewegen“, betonte er. Einen nochmaligen Abstiegskampf könne man „einer Stadt wie Hamburg nicht zumuten“.

Vieles drehte sich bei der Festveranstaltung zum Abschluss von Europa größtem Stifterkongress tatsächlich um Fußball. Nicht nur, weil Beckenbauer persönlich gratulierte und der ausgezeichnete Unternehmer und Stifter Dietmar Hopp den Fußballverein TSG 1899 Hoffenheim als Mäzen unterstützt. Wie der bisherige Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, Professor Wilhelm Krull, in seiner Laudatio sagte, bildete vor allem das „Wunder von Bern“ für den im Jahr 1940 geborenen Pfarrerssohn Hopp eine wichtige biografische Marke. Er fasste damals den Mut, sich aus der Enge des Pfarrhauses zu befreien. Millionär wolle er werden, soll er einmal zu seiner Mutter gesagt haben.

Eine Aufnahme der Rundfunkreportage jenes legendären Spiels vom 4.Juli 1954 mit dem 3:2-Sieg Deutschlands über Ungarn stelle denn auch Parallelen zwischen dem Aufstieg Dietmar Hopps und der deutschen Fußballmannschaft im Jahr 1954 her. Der viermalige „Tooor!“-Ruf von Reporter Herbert Zimmermann symbolisierte schließlich auch akustisch die Erfolgsgeschichte des früheren IBM-Mitarbeiters, der 1972 seinem Arbeitgeber gekündigt hatte.

Mit vier Kollegen gründete er stattdessen in seiner Wohnung die Firma „Systemanalyse und Programmentwicklung“, die heutige SAP AG. 1998 ging das Unternehmen an die Börse, und Dietmar Hopp wurde sein Vorstandsvorsitzender. Seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft engagiert sich der sportbegeisterte Familienvater insbesondere als Stifter, Sportförderer und Investor.

In die Dietmar Hopp Stiftung hat der Unternehmer einen sehr großen Teil seines Privatvermögens eingebracht. Seit ihrer Gründung wurden rund 400 Millionen Euro in gemeinnützige Projekte in den Bereichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung investiert – stets in seiner Heimat, der Metropolregion Rhein-Neckar. „Ich bin dankbar, dass ich in meinem Leben so viel Glück hatte“, sagte Hopp mit leiser Stimme in seiner kurzen Dankesrede. „Eigentum verpflichtet. Und Reichtum verpflichtet noch viel mehr“, fügte er hinzu.

Den Festvortrag zum Abschluss des Stifterkongresses, bei dem sich rund 2000 Experten aus dem ganzen Bundesgebiet trafen, hielt Professor Jan Philipp Reemtsma. Der Wissenschafter und Stifter sprach über „Legitimationsprobleme des Stiftungshandelns“. In seiner akademischen, anspruchsvollen Rede analysierte er die rechtlichen Rahmenbedingungen, das Stiftungshandeln sowie die möglichen Motive der Stifter. Stifterliches Handeln bezeichnete er als „willkürliches Handeln“, das mitunter auch darauf ziele, „Dankbarkeit“ bei den Empfängern „einzukaufen“. Die häufig erwartete Dankbarkeit könne freilich als „Zumutung“ empfunden werden. Die Stifter sollten vielmehr froh sein, Geld nach Gutdünken auszugeben. Franz Beckenbauer gestand freilich nach diesem Referat, dass er dem „so geistreichen Vortrag“ nicht immer habe folgen können.

Anerkennende Worte für die mehr als 20.000 Stiftungen in Deutschland fand Dorothee Stapelfeldt, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung. Stiftungen seien aus „unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken“, sagte sie in ihrem Grußwort an die Stifter. Die Hansestadt sei mit einer Vielzahl von Stiftungen gesegnet. „Der Senat ist dankbar dafür.“ Gerade bei begrenzten öffentlichen Mitteln kämen die Stiftungen ins Spiel, um Projekte zu realisieren.

Kurz vor dem Ende der Veranstaltungen tauschten Beckenbauer und Hopp noch zwei Fußballtrikots. Danach trat der am Donnerstag gewählte neue Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, Professor Michael Göring, ans Rednerpult. Der Geschäftsführer der Hamburger „Zeit“-Stiftung dankte seinem Vorgänger Wilhelm Krull für die „großen, weitreichenden Leistungen“. Die Stiftungen rief er dazu auf, weiter mit Mut und Wagnis zu arbeiten. Jede noch so kleine Stiftung sei selbst in zinsarmen Zeiten wichtig für die Gesellschaft.