Dennoch wird wahrscheinlicher, dass die G9-Initiative ihr Volksbegehren betreiben wird

Hamburg. 87 Prozent der staatlichen Gymnasien sind gegen eine Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur (G9) – die politischen Reaktionen fielen eindeutig aus. SPD, CDU, Grüne und FDP, die gegen G9 am Gymnasium sind, fühlen sich bestätigt. „Eine überwältigende Mehrheit der Gymnasien will nicht zurück zu G9“, sagte die CDU-Schulpolitikerin Karin Prien. Gegen einen erneuten Eingriff in die Schulstruktur spreche auch, dass an den Stadtteilschulen das Abitur nach neun Jahren bereits möglich ist.

„Dennoch muss das Votum der Minderheit, die eine Rückkehr zu G9 wünscht, ernst genommen werden“, sagte die CDU-Politikerin. Wenn die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“, die eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 an allen Gymnasien fordert, bereit sei, von ihren Maximalforderungen abzurücken, so Prien, „halten wir eine baldige Aufnahme von Gesprächen von der Initiative und den Parteien dennoch für sinnvoll“. Elf Prozent der Schulen hatten in dem von Schulsenator Ties Rabe (SPD) gewünschten Meinungsbild für die Wiedereinführung des längeren Wegs zum Abitur gestimmt. An einem Gymnasium gab es ein Patt bei der Abstimmung der Schulkonferenz. Sieben Standorte lehnten die Abstimmung ab.

Initiative muss nach Sommerferien 63.000 Unterschriften sammeln

Die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg sprach von einem „überraschend eindeutigen Meinungsbild“. Das sei „für den weiteren Umgang mit dem Thema ein deutlicher Fingerzeig“. Anna von Treuenfels (FDP) sagte: „Acht Jahre bis zum Abitur sind bei den Akteuren in den Schulen breit akzeptiert.“ Das müsse auch die G9-Volksinitiative zur Kenntnis nehmen. SPD-Fraktionschef Andreas Dressel hat der Volksinitiative angeboten, die Ergebnisse der Befragung gemeinsam auszuwerten. „Schon jetzt ist allerdings erkennbar, dass es an den Gymnasien ein großes Interesse am Erhalt des Schulfriedens gibt“, sagte der SPD-Politiker.

Eindeutig ist das Ergebnis des Meinungsbildes an den Gymnasien auch bei den Gesamtstimmen. 568 Mitglieder der Schulkonferenzen sprachen sich gegen G9 aus – das sind 76 Prozent. Immerhin 16 Prozent (121 Stimmen) sind dafür, dass die Gymnasiasten wieder ein Jahr länger Zeit bis zum Abitur bekommen. Sieben Prozent enthielten sich. In der Schulkonferenz sitzen je fünf Vertreter der Eltern, Schüler und Lehrer sowie der Schulleiter und ein Mitglied des nicht pädagogischen Personals.

Auch der Katholische Schulverband, zu dem drei Gymnasien gehören, hat sich für die Beibehaltung von G8 ausgesprochen. „Mit G9 am Gymnasien nehmen wir den Stadtteilschulen eine wesentliche Existenzgrundlage“, sagte Schuldezernent Erhard Porten.

Es wird wahrscheinlicher, dass das Volksbegehren, das die „G9-Jetzt-HH“-Initiative vor wenigen Tagen offiziell angemeldet hat, auch stattfindet. Nach den Sommerferien muss die Initiative innerhalb von drei Wochen 63.000 Unterschriften sammeln, wenn es nicht vorher doch noch zu einer Einigung mit der Bürgerschaft kommt.