Begonnen werden soll mit Strecke Harburg–Burgwedel. Partei will Bürger an Verkehrswende beteiligen und öffentliche Debatte führen

Altstadt. Die CDU preschte Ende Februar mit ihrem Stadtbahnplan vor, der Senat bremste die eine Hälfte der Opposition dann vor wenigen Tagen mit einem überraschenden U-Bahn-Konzept (U 5) erst einmal aus, doch seit Freitag stehen auch die Grünen an der virtuellen Bahnsteigkante: Insgesamt vier Stadtbahnlinien sollen bestenfalls innerhalb der nächsten zehn bis 30 Jahre dabei helfen, die „Verkehrswende in Hamburg einzuleiten und umzusetzen“, sagte Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher seiner Bürgerschaftsfraktion, der das neue Verkehrskonzept gemeinsam mit Anjes Tjarks, dem parlamentarischen Geschäftsführer, im Rathaus vorstellte.

Die erste Linie soll von Sinstorf über Harburg, die Innenstadt und das UKE bis nach Burgwedel führen, die zweite Linie von Jenfeld über Altona nach Lurup. Für diese insgesamt rund 50 Kilometer langen Strecken rechnen Tjarks und Steffen mit rund einer Milliarde Euro Baukosten.

Im weiteren Verlauf des Stadtbahnnetzes sollen dann auch Bramfeld und Steilshoop schienentechnisch erschlossen werden. „Das bestehende HVV-Netz soll sinnvoll ergänzt werden“, sagte Anjes Tjarks, „und dabei die Stadtteile ankoppeln, die seit Jahrzehnten auf eine Bahnanbindung warten.“

Das U-Bahn-Konzept des Senats halten die Grünen für „utopisch“: „Die Stadt diskutiert zurzeit über ein großes Infrastrukturprojekt, das weder finanzierbar ist noch mit wenig Aufwand realisiert werden kann“, sagte Steffen. Eine Stadtbahn lasse sich einfach schneller und vor allem günstiger bauen als eine neue U-Bahn. „Unser Stadtbahnkonzept berücksichtigt darüber hinaus im Gegensatz zu den Plänen der CDU den Bahnhof Altona. Außerdem berührt es die östlichen Hamburger Stadtteile wie Hamm, Horn oder Rothenburgsort, was in gewisser Weise ja auch dem ‚Entwicklungsplan Ost‘ des Bürgermeisters entgegenkommen würde.“ Zur umfassenden „Verkehrswende“ gehören laut den Grünen zusätzlich der massive Ausbau von Rad- und Fußwegen. Auch sollen die Bürger an der Umsetzung eines neuen Verkehrskonzepts mitwirken.

„Wir streben eine realistische Bestandsaufnahme an, um den Fokus angesichts der finanziellen Situation wieder auf das wirklich Machbare zu lenken“, sagte Steffen, „und dann hoffen wir auf eine lebhafte Debatte, an deren Ende eine möglichst genaue Kostenschätzung steht, der eine Entscheidung unter Beteiligung der Bürger über die Einführung einer Stadtbahn folgt.“

Danach solle – erneut mit Bürgerbeteiligung – über den weiteren Ausbau des Streckennetzes nachgedacht werden. „Wir erhoffen uns von dem sich in der kommenden Woche konstituierenden Mobilitätsbeirat, dass sich die Teilnehmenden dort offen und sachorientiert über Hamburgs Verkehr der Zukunft beraten.“ Einer neuen ADAC-Studie zufolge wird der Autoverkehr in den kommenden Jahren um rund sieben Prozent ab-, der öffentliche Personennahverkehr dagegen um bis zu 60 Prozent zunehmen.