Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Die Dinge im Leben haben ja immer zwei Seiten. Ist eine Binsenweisheit, stimmt aber. Zum Beispiel ist so ein Mobiltelefon ja eine feine Sache. Man kann mit der ganzen Welt im Kontakt sein, chattet hier, whatsappt dort, telefoniert auch mal und guckt, was die anderen gerade posten. Für die, die daneben sitzen, ist das aber ein bisschen langweilig. Da kommt manches Gespräch ins Stocken, wenn alle nur noch über ihre Smartphones wischen und tippen.

Wenn so ein Ding dann plötzlich verschwindet, ist die Ratlosigkeit groß. Ist es dummerweise aus der Hosentasche gerutscht, oder hat da jemand reingelangt? Wer kann das schon wissen. Und weil es vorher auf stumm geschaltet und die Ortungsfunktion nicht aktiviert wurde, lässt es sich nun nicht lokalisieren. Und die Hoffnung, dass jemand es gefunden hat und bei einem der etwa 30 Testanrufe rangeht, stirbt, als sich die Nacht herabsenkt.

Dass sich ein Unbefugter noch um 19.35 Uhr ins Internet eingeloggt hat, lässt sich per WhatsApp noch herausfinden, aber inzwischen geht nur noch die Mailbox an. Die Polizei macht einem da nur wenig Mut. Es ist schlicht so: Da hat jetzt einer ein Handy mehr, dafür ein anderer eins weniger.

Aber jetzt, wo es weg ist, da gibt es wieder ganz viel zwischenfamiliäre Kommunikation, ganz analog. Wir haben richtig viel Zeit zu plaudern, weil das Kind nicht alle paar Minuten eine SMS bekommt oder eine Nachricht auf Snapchat oder Facebook checken muss. Und das wird so bleiben, zumindest, bis das Taschengeld für ein neues Handy reicht.

Wie gesagt, alles hat zwei Seiten.