Bürgerinitiative startet Onlinepetition gegen Senatsprogramm. Sie befürchtet mehr Verkehr und mehr Staus in ihrem Viertel

Winterhude. Aus Protest gegen das Busbeschleunigungsprogramm gingen am Sonnabend mehr als 300 Anwohner des Mühlenkamp-Viertels auf die Straße. Die Demonstranten zogen vom Treffpunkt am Mühlenkamp durch Prey-, Schinkel-, Gertig-, Forsmann- und Semperstraße und hielten eine Abschlusskundgebung auf dem Spielplatz am Goldbekplatz. „Mit so vielen Teilnehmern haben wir nicht gerechnet“, sagte Philipp Kroll von der Initiative „Unser Mühlenkamp“, der die Protestaktion mit seinem Vater Bernd initiiert hatte.

Während des Protestmarschs informierte er die Demonstranten über die Senatspläne: Baumfällungen für die Verlängerung der nördlichen Bushaltestelle Gertigstraße, Wegfall von Parkplätzen in der Preystraße, die auf 50 Meter in beide Richtungen frei gegeben werden soll, Einfahrverbot für Laster in die Gertigstraße und zunehmender Verkehr in der Semperstraße. Hier soll der Autoverkehr vom Poelchaukamp zur Barmbeker Straße durchgeleitet werden.

Waltraud Schröder wohnt seit 1955 in einer Parterrewohnung an der Semperstraße. Die 80-Jährige marschiert trotz Krücke mit. „Es ist das erste Mal, dass ich auf einer Demo bin“, sagt sie. „Aber jetzt muss es sein.“ Etwa 3000 Autos mehr könnten künftig an ihrer Wohnung vorbeifahren, lauten Schätzungen. „Das ist unzumutbar“, so die alte Dame. „Schon jetzt vibrieren die Häuser, wenn die Busse dort entlangfahren. Für so viele Autos ist die Semperstraße nicht geeignet.“ Arne Wasmuths Familie lebt in der fünften Generation am Mühlenkamp. „Bis jetzt hat hier verkehrstechnisch immer alles gut funktioniert“, sagt er. „Die Straße soll durch Verkehrsinseln verengt werden. Es ist doch klar, dass das den Verkehr langsamer macht.“ Dieser Meinung ist auch Markus Schmermund. „Mit einer intelligenten Planung könnte man ohne große Kosten mehr erreichen“, sagt er. Unter www.unser-muehlenkamp.de hat die Initiative eine Onlinepetition mit eigenen Ideen gestartet. Dazu gehören farbig markierte Schutzstreifen für Radfahrer, von Bussen gesteuerte Ampelanlagen, die Aufhebung einer separaten Abbiegespur in die Preystraße, sowie die Einrichtung von Kurzzeit-Parkplätzen am Mühlenkamp.

Am Rande der Demo verteilten die Bürgerinitiative und die CDU Hamburg-Nord Aufrufe zur Teilnahme an der Sitzung des Regionalausschusses Eppendorf-Winterhude am 17. März (ab 18 Uhr im Goldbekhaus). Dort wird voraussichtlich über das Busbeschleunigungsprogramm abgestimmt. Auf CDU-Initiative war Verkehrssenator Wolfgang Horch in einer E-Mail mit rund 600 Unterschriften aus dem Bezirk um Erscheinen gebeten worden. Gefordert wird, dass er die Senatspläne erklärt, für Fragen zur Verfügung steht und sich einer Bürgerbeteiligung öffnet.