Ihr preisgekröntes Dohlenschutzprojekt unterstützt der Nabu. Es läuft gut für die kleinen Naturfreunde von der Kita Tabita in Ottensen.

Hamburg. Die Kita Tabita an der Kreuzkirche in Ottensen ist preisgekrönt: Vor wenigen Wochen erst hat sie den zweiten Platz beim Hanse-Umweltpreis belegt, ist für ihr außergewöhnliches Engagement im Naturschutz ausgezeichnet worden. Jetzt hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) den Kindern präparierte Vögelgeschenkt, und die Firma Nikon hat 20 Ferngläser zur Verfügung gestellt, damit die Kinder wie echte Experten durchs Quartier ziehen können. Denn die Kleinen sind große Vogelfreunde – vor allem wegen ihres ausgezeichneten Dohlenschutzprojekts, das es seit gut einem Jahr gibt.

Frank Rettmers Stimme klingt aufgeregt, „die ersten Dohlen sind die Kirche angeflogen“, sagt er, „wir waren alle total aus dem Häuschen!“ Die Kirche, das ist die Kreuzkirche in Ottensen, vier Nistkästen hängen dort im Turm, mit dem bloßen Auge kann man sie von der Straße aus kaum erkennen. Nur die ausgesägten Öffnungen sind zu sehen, ihr Holz ist heller als das alte Kupfer des Turmdachs. Seit fast einem halben Jahr hängen die Nistkästen dort, nun haben die Dohlen sie auch entdeckt. Gerade noch rechtzeitig.

Denn jetzt beginnt die Brutsaison der Vögel und nicht auszudenken, die ganze Mühe wäre umsonst gewesen. Auf Wohnungssuche in Ottensen, darüber stöhnen nicht nur die Erwachsenen, auch die Vögel können ein Liedchen davon trällern. Seitdem mit wärmegedämmten Neubauten auch die Schornsteine und Mauervorsprünge verschwinden, haben die sogenannten Gebäudebrüter ein Problem: Sie finden keine Nistplätze mehr. Seit Jahren brechen die Populationen von Mauersegler und Turmfalken, von Spatzen und Haussperlingen in Hamburg ein. „Und das hat dann auch die Kinder bewegt“, sagt Kita-Leiterin Frau Moritz. „Das ist ja für Kinder eine ganz elementare Frage: Was ist, wenn ich kein Zuhause mehr finde in der Stadt, in der ich lebe?“ Seit mehr als 60 Jahren gibt es die Kita Tabita bereits, doch intensiv mit dem Tierschutz beschäftigt man sich erst, seitdem Frank Rettmer dort ist. Frau Moritz nennt ihn liebevoll „unseren Vogelvater“. Frank Rettmer hat selbst eine Tochter in der Kita, Frieda, sie wird bald sechs. Seit seiner Kindheit interessiert sich Frank Rettmer für Vögel. Stundenlang beobachtete er dann die Schleiereulen auf dem Land bei Buxtehude. Als er im vergangenen Jahr sah, dass die Kreuzkirche direkt gegenüber ein Gerüst um den Kirchturm baute, dachte er gleich, dass das eine Chance sein könnte – eine Chance für Nistplätze im Turm.

Bei der Ambulanten Hilfe Altona fragte er, ob die Jugendlichen, die dort ihre Sozialstunden ableisteten, nicht ein paar Nistkästen zimmern wollten. Sie wollten. Dann sprach er mit dem Pfarrer der Kreuzkirche, der wiederum verwies auf den Gemeinderat – und auf die kommende Sitzung. „Noch nie waren bei so einer Sitzung Kinder dabei“, sagt Frau Moritz. „Aber die Kinder wollten den Menschen von der Kirche das unbedingt selbst erklären: Warum die Dohle in ihrem Turm ein neues Zuhause brauchte.“

Der Gemeinderat stimmte schließlich sehr schnell zu. Und dann tat sich schnell noch mehr. Erst kam der Preis und jetzt eben noch die Unterstützung von Nabu und Nikon. Es läuft also gut für die kleinen Naturfreunde von der Kita Tabita in Ottensen.