Laut Befragung der Handelskammer hat sich die Stimmung der Hamburger in dieser Frage geändert

Hamburg. Die Einstellung der Hamburger zur Einführung einer Stadtbahn hat sich seit der letzten Umfrage 2010 deutlich verändert. Nach einer von der Handelskammer beauftragten repräsentativen Befragung ist mittlerweile eine Mehrheit der Bürger aus der Metropolregion für die Einführung eines solchen Verkehrsmittels. In der Umfrage für ihr Standpunktepapier zur Stadtmobilität hatte die Kammer 1028 Bürger interviewen lassen. „Auf den heute stark belasteten Busstrecken fährt 2030 eine Stadtbahn“, lautete eine den Befragten vorgelegt These. Nach Auskunft der Kammer sagten 21,8 Prozent dies sei „sehr wichtig“; für 26,5 Prozent ist es „wichtig“. 9,5 Prozent finden es „eher unwichtig“, 12,4 Prozent „unwichtig“. 29,8 Prozent antworteten, sie seien in dieser Frage „neutral“.

Damit sind insgesamt 48,3 Prozent für eine Stadtbahn und nur 21,9 Prozent dagegen, mithin: Es gibt mehr als doppelt so viele Stadtbahn-Befürworter wie -Gegner des neuen Verkehrssystems. 90 Prozent der Befragten waren Hamburger, zehn Prozent stammen aus den Umlandkreisen. Bei der letzten repräsentativen Umfrage zu dem Thema im November 2010 waren noch 61 Prozent der Hamburger gegen eine Stadtbahn gewesen, nur 31 Prozent dafür.

Die Kammer hatte die Zahlen bei der Vorstellung ihres Standpunktepapiers in der vergangenen Woche nicht explizit erwähnt. Möglicherweise liegt das daran, dass sie selbst nicht mehr für eine Stadtbahn plädiert, sondern für eine von ihr sogenannte Metrobahn, eine Art ausgefädelte U-Bahn, die sowohl oberirdisch als auch unterirdisch fahren kann. Dort wo der Stadtraum zu eng für eine oberirdische Bahn ist, soll diese unter die Erde verschwinden. Wo immer dies möglich ist, soll sie oberirdisch fahren, also wie ein Stadtbahn. Einziger Unterschied laut Kammer: Die Bahn würde „hochflurig“ fahren und bräuchte daher zum Einstieg Bahnsteige.

„Wir nehmen die Umfrage auch für unseren Vorschlag in Anspruch“, sagte Reinhard Wolf, Verkehrsexperte der Handelskammer. Schließlich solle die Metrobahn ja auf weiten Teilen wie eine Stadtbahn fahren. Wolf betonte, dass die Stadt dringend einen Bahnausbau brauche, wo heute die großen Buslinien verkehrten. „Das Busbeschleunigungsprogramm hilft nur bis 2020“, so Wolf. „Deswegen muss in der nächsten Wahlperiode mit der Planung begonnen werden. Anfang der 20er-Jahre müssen Strecken in Betrieb gehen.“

Es sei „verwunderlich, dass die Handelskammer die Situation trefflich analysiert, in den gesamten Standpunkten von einer Stadtbahn spricht, aber leider zu einem falschen Schluss kommt und eine Metrobahn erfindet“, sagte dagegen CDU-Verkehrspolitiker Klaus-Peter Hesse, der seine Partei auf die Stadtbahn eingeschworen hat. „Nur mit einer Niederflurbahn kann man die Ziele erreichen.“ Die Umfrage-Ergebnisse deckten sich mit den Wahrnehmungen der CDU, so Hesse. „Es gilt jetzt, noch mehr Menschen von den Vorzügen der Stadtbahn zu überzeugen.“