Ignace Van Meenen nennt Schiffs-Kreditvolumen von 130 Milliarden Dollar. Die Zeiten, als Schiffe in Deutschland „zu fünf Prozent Kapitalkosten“ von Banken freigiebig finanziert wurden, seien vorbei.

Hamburg. Auffallend locker skizzierte Ignace Van Meenen beim Jahrestreffen des Nautischen Vereins zu Hamburg die Lage am internationalen Markt für Schiffsfinanzierungen. Doch der Finanzvorstand der Rickmers Gruppe des Hamburger Reeders Bertram Rickmers erinnerte an ein Risikopotenzial von großen Dimensionen: Umgerechnet rund 130 Milliarden Dollar an Schiffskrediten stünden noch in den Bilanzen deutscher Institute, ein großer Teil davon als Risikokredite ausgelagert in sogenannte Abbaubanken. Die Zeiten, als Schiffe in Deutschland „zu fünf Prozent Kapitalkosten“ von Banken freigiebig finanziert wurden, seien vorbei.

Hunderte Schiffe im Eigentum deutscher Reedereien, Fonds und Banken verdienen derzeit nicht mehr genügend Geld für Zinsen und Kredittilgungen. Am internationalen Markt gibt es in bestimmten Schiffsklassen Überkapazitäten. Bei den Linienreedereien wiederum liegen die Transportpreise für Container – die sogenannten Frachtraten – seit Jahren unter einem auskömmlichen Niveau. Charterreedereien besonders in Hamburg wie die Rickmers Gruppe, E.R. Schiffahrt von Bertram Rickmers’ Bruder Erck Rickmers oder die Peter Döhle Schifffahrts-KG vermieten ihre Schiffe an Linienreedereien wie Hapag-Lloyd, Mærsk oder MSC. „Die Linienreedereien geben ihren Kostendruck an die Charterreeder heutzutage genauso rigoros weiter, wie es in früheren Jahren die Automobilkonzerne mit ihren Zulieferern taten“, sagte Van Meenen. Das bedeutet für etliche Schiffe, dass sie nach dem Ende von Charterverträgen keine Anschlussbeschäftigung mehr bekommen.

Van Meenen hätte auch aus dem eigenen Haus berichten können, doch da fasste er sich eher knapp. Für zehn Schiffe, die vom Hamburger Emissionshaus Atlantic aufgelegt worden waren, einer 100-prozentigen Tochter der Rickmers Gruppe, wurde in jüngerer Zeit Insolvenz angemeldet. An sechs davon betroffenen Containerschiffen hält die Rickmers Gruppe kleinere Anteile. Hauptsächlich betroffen sind die Privatanleger der Schiffsfonds.

Das früher sehr erfolgreiche deutsche KG-Modell bei der Schiffsfinanzierung – Eigenkapital aus Schiffsfonds kombiniert mit Krediten von Banken als Fremdkapital – hat nach einhelliger Einschätzung von Experte keine Zukunft mehr. Die Finanzierung von Schiffen verlagert sich aus Norddeutschland nach Asien und in die USA. „Kapital ist da“, sagte Van Meenen, auch mit Blick auf gut gefüllte Staatsfonds etwa in Norwegen oder in Arabien. Vor allem griechische und asiatische Reeder nutzten günstiges Kapital zum Kauf billiger neuer Schiffe, sagte Van Meenen, von Tankern, Massengutschiffen und auch Containerfrachtern: „Es wird wieder geordert, was das Zeug hält.“