Die Uhrenmanufaktur von Andreas Hentschel ist eine Oase der Ruhe. Das liegt an der Ausstrahlung des 49-Jährigen. Er gehört zu den besten seiner Zunft, empfängt Kunden aus aller Welt – und ist doch mehr Feingeist als Businessman. Tatsächlich hat Hentschel an den feinen Mechanismen von Uhren ein ebenso großes Interesse wie an denen von Menschen – und sich gerade jetzt viel vorgenommen: Er will die „Hamburger Zentralzeit“ wieder einführen, an der sich über Jahrzehnte deutsche Händler und Seefahrer auf der ganzen Welt richteten.

Als Jugendlicher wollte Hentschel zunächst Theologe werden. Die Großeltern, in deren Marienthaler Villa er seine Kindheit verbrauchte, waren katholisch, er besuchte entsprechende Schulen. „Die Kunst, die Musik und das Kirchenleben gefielen mir“, erinnert er sich. Dennoch studierte Hentschel Sozialpädagogik und Psychologie, wollte nun Lehrer werden. Entscheidend war letzlich dann ein Besuch bei der Berufsberatung, wo er die Uhrmacherei kennenlernte.

Schnell spezialisierte er sich nach der Lehre auf das Restaurieren alter Uhren. Mit 28 Jahren eröffnete er einen kleinen Laden an der Geschwister-Scholl-Straße 119, noch heute die Adresse seiner Manufaktur. Als erster Uhrmacher gab er Garantie auf die von ihm reparierten Uhren, was seine Kollegen als „Nestbeschmutzung“ empfanden. Doch Hentschel ließ sich nicht entmutigen. 1997 verkaufte er seine erste selbst gebaute Uhr.

Geheiratet hat er eine junge Frau, die eines Tages mit dem Rad an seiner Werkstatt vorfuhr – an jedem Handgelenk drei Uhren, die er inspizieren sollte. Mit ihr und dem sechsjährigen Sohn lebt Hentschel heute in Ohlstedt.