Planen Sie regenfreie Partys und Ausflüge? Für die Klimatabelle haben Experten die Wetterdaten aus 30 Jahren ausgewertet. Ihr neuer Klimakalender zeigt die Schönwetter-Wahrscheinlichkeit für alle Wochenenden.

Jahrelang feierte der Hamburger Wetterexperte Frank Böttcher mit Freunden sein privates Sommerfest am letzten August-Wochenende. August – was sollte da schiefgehen? Aber immer wieder war das Fest verregnet. Gerade dieses Wochenende erwies sich statistisch als das regenreichste im Sommer.

Der Klimakalender für Hamburg 2014

Diese Erfahrung war der Auslöser: Böttcher und sein Team beim Institut für Wetter- und Klimakommunikation erarbeiteten einen neuen Klimakalender, der die Wahrscheinlichkeiten des Wetters an allen Wochenenden des Jahres in Hamburg zeigt. „Bisher hatten wir immer einzelne Monate oder Tage bei der Betrachtung des Wetters herangezogen“, sagt Böttcher. „Jetzt wollten wir wissen, an welchen Wochenenden welche Wetterlage in Hamburg die größte Eintrittswahrscheinlichkeit hat.“ Der Klimakalender, betont Böttcher, ist allerdings nicht als Vorhersage zu deuten: Er beruht auf der Auswertung der Wochenendwetterdaten in den vergangenen 30 Jahren – Sonnenscheindauer, Wolkenmenge, Tages- und Nachtwerte, Sommertage, Schneemengen und Wind. Die in der Grafik erkennbaren Daten sind jeweils das statistische Mittel.

Was da sofort ins Auge fällt, ist das erste August-Wochenende. An diesen beiden Tagen gibt es fast eine Sonnenscheingarantie für Hamburg. Die Temperatur erreicht Höchstwerte um 24 Grad, die Wahrscheinlichkeit für Bewölkung liegt bei null Prozent. Und sollte es doch einmal regnen, dann höchstens 1,5 Liter pro Quadratmeter. Ähnlich unwahrscheinlich sind Sturmböen, erwartbar sind allenfalls laue Lüftchen. Mit anderen Worten: Das erste August-Wochenende ist der ideale Termin für Freiluftpartys.

Aber warum gerade dieses Wochenende? „Weil sich die Wetterlage den Sommer über stabilisiert“, sagt Böttcher. „Im Juli ist das Wetter noch auf dem Weg zur kontinuierlichen Erwärmung. Die warmen Luftmengen, die sich nach Norden schieben, treffen immer noch auf kältere, die dagegenhalten. Dieser Aufbau des Sommerwetters ist tatsächlich erst Anfang August beendet. Dann sind die Hochdrucklagen, die den Sommer über Norddeutschland bestimmen, stabil und erreichen am ersten August-Wochenende einen Höhepunkt.“ Die folgenden Wochenenden sind zwar immer noch sonnig, aber es kommt schon häufiger zu Gewittern und Ende August auch zu Niederschlägen.

Um das erste Oktober-Wochenende herum wird’s deutlich stürmischer, wenn die ersten Tiefdruckgebiete heranrollen. Aber auffällig ist auch das dritte Oktober-Wochenende: Da erreicht die Wahrscheinlichkeit für sonniges, heiteres Wetter noch einmal einen Höhepunkt, Regen und Bewölkung sind signifikant selten. „Das heißt, dass an diesem Wochenende noch einmal eine Hochdrucklage das Wetter beeinflusst“, sagt Böttcher. „Am Wochenende danach sind statistisch bereits deutliche Tiefdruckgebiete bestimmend – in Süddeutschland dauert das eine Woche länger. Aber in Norddeutschland wird es ab dem vierten Oktober-Wochenende deutlich kühler, die Wahrscheinlichkeit für heftigen Wind und Regen, sogar Starkregen, nimmt ganz klar zu. Man sieht an der Grafik, dass im Norden nun der Herbst beginnt.“

Was die Grafik auch zeigt: Dem norddeutschen Herbst steht eine überraschend zuverlässige Frühlingsphase im April und Mai gegenüber. Schon am ersten April-Wochenende werden die Temperaturgrade zweistellig, das Wetter wird deutlich sonniger und freundlicher, die Wahrscheinlichkeit für Wolkendecken sinkt auf fünf Prozent und weniger.

„Das funktioniert so lange, bis die Atmosphäre sich genügend erwärmt hat“, sagt Frank Böttcher. „Dann werden Gewitter und Schauer möglich. Diese Phase beginnt etwa Mitte Mai, wenn das Wetter häufig warm und der Himmel den ganzen Tag wolkenlos ist. Dann bilden sich Kumuluswolken. Wenn die Temperatur auf 28 oder 29 Grad steigt, produziert die Atmosphäre auch Gewitter.“

Die regenreichsten Monate sind Dezember, Januar und Februar. Im Dezember wird das Wetter zunehmend kühler. Beim Sonntagsspaziergang an der Elbe mummeln sich die Hamburger dick ein und tragen Mützen. Aber im Januar zeigen sich erste Silberstreifen am grauen Horizont: Trotz Regen und Wind nimmt die Neigung zu Sonnenstunden wieder zu. „Aus Skandinavien ziehen Hochdruckgebiete heran, die uns klare, sonnige Wintertage bescheren können“, erklärt Böttcher, und das klingt gerade in diesen grau bewölkten Wintertagen tröstlich.

Allerdings besteht auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Frühjahrsstürme – wenn nämlich Warmluft über Mitteleuropa nach Norden zieht und sich Kaltluftfronten zurückziehen. Die Winde bleiben lebhaft – bis weit in den März hinein.

Kurz und gut: Die ersten Open-Air-Grillpartys und -Kindergeburtstage in Hamburg und Umgebung können mit etwas Glück am dritten Mai- und am ersten Juni-Wochenende steigen. Wer für die große Sommergartenparty das erste August-Wochenende ins Auge fasst, macht zumindest statistisch nichts falsch.

Bei Frank Böttcher jedenfalls hat es geklappt, wie er sagt: „Seit unser Sommerfest am ersten August-Wochenende stattfindet, haben wir mit dem Wetter Glück gehabt.“