Der Architektenwettbewerb für das letzte Quartier mit 1000 Wohnungen soll noch dieses Jahr entschieden werden. Insgesamt sollen allein in diesem Jahr Projekte mit rund 180.000 Quadratmetern Geschossfläche in Bau gehen.

Hamburg. Der Sandregenpfeifer ist ein kleiner putziger Vogel, der sich gern in Küstennähe niederlässt. Eilig tapst er über den Boden, um immer wieder nach Würmern zu picken. Auf einer Brachfläche in der HafenCity haben begeisterte Vogelkundler nun vier Paare gesichtet. Der Sandregenpfeifer ist also schon dort, noch aber fehlt ein finanzstarker Investor, der den seit Jahren brachliegenden Teil des Überseequartiers realisiert.

Oft waren Delegationen der städtischen HafenCity GmbH daher in den vergangenen Monaten auch im Ausland unterwegs, um für das etwa 800 Millionen Euro teure Projekt mit Geschäften, Büros, Wohnungen und einem neuen Kreuzfahrtterminal zu werben. Emsig wie ein Sandregenpfeifer, könnte man sagen.

Bei einem Rundgang durch die neuen Abschnitte des wachsenden Hamburger Stadtteils zeigte sich HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg am Mittwoch nun zuversichtlich, dass es für den Fortbau des Überseequartiers mitten in der HafenCity noch in diesem Jahr zum Vertragsabschluss kommt. Man habe ein finanzkräftiges Unternehmen gefunden, sagte Bruns-Berentelg, ohne Namen zu nennen.

2008 war der Weiterbau dieses südlichen Teils des Überseequartiers durch die Finanzkrise ins Stocken geraten, einer der drei Investoren des Übersee-Konsortiums ist inzwischen ausgeschieden. Für ihn wurde nun Ersatz gesucht. Seit Jahren schon stehen auf dem Gelände erste Betonfundamente für eine riesige Tiefgarage – dort, wo sich inzwischen Enten und eben Sandregenpfeifer wohlfühlen.

Die Weiterplanung dieses zentralen Herzstücks ist einer von mehreren Meilensteinen, die Bruns-Berentelg für dieses Jahr erwartet. So beginnt am Lohsepark und auf der langen Landzunge am Baakenhafen im Osten der HafenCity 2013 der Bau der ersten Sozialwohnungen in der HafenCity. Zudem soll für das letzte Quartier ganz am Ende an den Freihafen-Elbbrücken in diesem Jahr noch der Architekten-Wettbewerb entschieden werden.

Geplant sind dort immerhin rund 1000 Wohnungen und direkt vor den Brücken drei rund 150 Meter hohe Bürotürme. Mit der Planung und Realisierung dieser Abschnitte im östlichen Teil der HafenCity beginnt quasi die zweite Halbzeit für die Errichtung dieses Stadtteils, der nach derzeitiger Planung 2025 fertig sein soll – 25 Jahre, nachdem der Senat den ersten Masterplan verabschiedet hatte.

Rund vier von voraussichtlich 8,5 Milliarden Euro privater Investitionen sind bereits verbaut oder verplant, die Stadt selbst wird insgesamt rund 2,4 Milliarden investieren: Das Geld steckt meist in öffentlicher Infrastruktur wie Straßen oder Kaimauern. Oder auch Promenaden. Eine ganz neue zeigte der HafenCity-Geschäftsführer am Mittwoch. Von dem Neubau der Elbarkaden mit der neuen Greenpeace-Zentrale und Designer-Büros führt sie am Wasser des Magdeburger Hafens bis zur Norderelbe und schließlich zum Neubau der HafenCity-Universität, wo im April 2000 Studenten einziehen werden. „Die HafenCity wird daher jetzt jünger“, so Bruns-Berentelg. Studenten-Wohnungen, aber auch immer mehr Häuser für Familien mit Kindern würden künftig den zweiten Abschnitt der HafenCity prägen.

Insgesamt sollen in der HafenCity allein in diesem Jahr Projekte mit rund 180.000 Quadratmetern Geschossfläche in den Bau gehen, rund 650 Millionen Euro werden dafür investiert. Darunter ein hoher Anteil von Mietwohnungen, auch von Sozialwohnungen. Für rund 720 neue Wohnungen am Baakenhafen soll es beispielsweise in diesem Jahr die Anhandgabe der Grundstücke an die Bauherren geben.

Hinzu kommen Neubauten für ein Hotel, ein Kino, aber auch Büros. So plant das Hamburger Unternehmen ECE direkt neben der HafenCity-Universität einen 70 Meter hohen Turm. Diese Höhe markiert in dem neuen Stadtteil die Obergrenze, damit die Gebäude dort beim Blick von der Außenalster nicht über die Kirchtürme ragen.

Eine markante, frei Fläche ist auch der sogenannte Strandkai, westlich des Marco-Polo-Wohnturms. Für diese sandige Halbinsel in der Elbe soll in diesem Jahr ebenfalls ein Architektur-Wettbewerb starten. Die Vorgaben sehen dort den Bau von rund 500 Wohnungen vor.

Im Erdgeschoss aber soll es „spezielle Nutzungen“ geben, sagte Bruns-Berentelg. Geplant sei unter anderem ein „KinderKulturHaus“, wo junge HafenCity-Besucher sich mit dem Thema Architektur auseinandersetzen könnten.

Eine sehr spezielle Nutzung plant die HafenCity auch auf der zweiten markanten Landspitze: Die Wellblechhalle des früheren Afrika-Terminals soll mindestens zehn Jahre noch stehen bleiben, um als Kultur- und Veranstaltungshalle zu dienen. Noch in diesem Jahr will sich die HafenCity GmbH für einen Betreiber entscheiden.