Im neuen “Pflege-TÜV“ fehlt die Perspektive der Angehörigen. Leserinnen und Leser des Abendblatts beschreiben ihre Erfahrungen mit stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen.

Rahlstedt. Der neue Pflege-TÜV soll eigentlich die Arbeit von Pflegeeinrichtungen kritisch und objektiv unter die Lupe nehmen. Doch das Regelwerk, das seit dem 1. Januar 2014 gilt, weist offenbar erhebliche Mängel auf (das Abendblatt berichtete). Experten kritisieren zum Beispiel, dass die Lebensqualität der Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen als Kriterium gar nicht abgefragt wird. Nun melden sich Leserinnen und Leser des Abendblatts zu Wort und beschreiben ihre Erfahrungen mit stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Damit soll die Perspektive der Alltagswelt in den Seniorenheimen stärker zur Sprache kommen.

Die Mehrzahl der Leser zeigt sich sehr zufrieden mit dem Engagement des Personals und stellt fest, dass die zu pflegenden Personen in angemessener Weise betreut werden – und durchaus Lebensqualität erleben können. Aber es gibt auch kritische Stimmen wie von Ingrid Strecker. Sie bewertet das Alten- und Pflegeheim der Auguste-Viktoria-Stiftung eher negativ und bemängelt die fehlende praktische Hilfe beim Duschen und Gehen. Und Heidemarie Krull vermisst im Pflegezentrum Böttcherkamp ein seniorengerechtes Telefon für ihre fast blinde Mutter.

Sonja Bruns aus Rahlstedt berichtet derweil von positiven Erfahrungen, die sie mit dem Martha-Haus in Rahlstedt gesammelt hat. Viereinhalb Jahre lang wohnte ihre Mutter in dieser Residenz, die der Tochter wie ein „Robinson-Club“ für Senioren erscheint. So optimal jedenfalls wurde ihre Mutter bis zum Tod im Alter von 95 Jahren umsorgt. „Pflegerisch und betreuungsmäßig habe ich meine Mutter in den besten Händen erlebt“, sagt Bruns. „Für mich leisten die Mitarbeiter bei geringster Bezahlung Großartiges.“

Den Vergleich mit einem Hotel zieht auch Abendblatt-Leserin Cornelia Pittarello, deren Vater in der Parkresidenz Alstertal in Poppenbüttel lebt. Zwar sei es von Vorteil, wenn sich die Angehörigen genau und regelmäßig über die Abläufe in der Einrichtung informierten. „Aber die Mitarbeiter haben für mich eine hohe respektvolle Art, ihren Beruf auszuüben. Davor nehme ich gern den Hut ab.“ Besonders erwähnenswert sei die Sauberkeit in der Parkresidenz Alstertal. Cornelia Pitterello ist froh über diese Entscheidung. „Ich habe ein gutes Gefühl, meinen 84 Jahre alten Vater dort gut untergebracht und nicht abgeschoben zu haben.“

In allen Punkten sehr gut – so lautet das Urteil von Ingrid Braun über das Diakonieheim Tabea in Osdorf. Dort verbrachte ihre Mutter die letzten beiden Jahre ihres Lebens. „Angefangen von der liebevollen Aufnahme bis zur Einrichtung ihres Zimmers mit eigenen Möbeln erfuhr sie eine absolut zugewandte Betreuung“, erinnert sich Ingrid Braun. Ähnlich zufrieden ist Monika Wahl mit dem Pflegeheim Hospital zum Heiligen Geist.

Dagmar Faerber entschied sich vor drei Jahren für die Altenpension Philipps in Bergedorf. Hier, so betont sie, „roch“ es nicht nach Altenheim, sondern alles wirkte ein bisschen wie in einer Urlaubspension. Dort konnte sich ihre 93 Jahre alte Mutter wohlfühlen. „Das Essen wurde im Heim frisch gekocht, und die Wäsche wurde im Haus gewaschen.“ Dagmar Faerber ist mit dem Heim so zufrieden gewesen, dass sie nach der Beerdigung ihrer Mutter um Spenden für die Altenpension Philipps bat.

In welchen Einrichtungen demenzkranke Senioren gut betreut werden, berichten Abendblatt-Leserinnen Irene Meyer, Irene Bernhardt und Edith Siemsen. Der Vater von Edith Siemsen wurde mehr als zwei Jahre lang im Haus Volksdorf betreut. Dort habe er die „schönste Zeit seiner Demenzerkrankung“ verbracht, schreibt die Leserin, die noch heute als Heimfürsprecherin tätig ist.

In dem Haus, das zur Frank Wagner Holding gehört, würden regelmäßig „tolle Feste“ gefeiert und viele Aktivitäten gepflegt. Ähnlich positive Erfahrungen hat Irene Meyer gesammelt, deren Schwester in einer Einrichtung von Pflegen und Wohnen in Altona lebt. „Das gesamte Personal ist rührend um das Wohlergeben der Menschen bemüht“, sagt sie. Zu Weihnachten gab es sogar einen Gottesdienst für Demenzkranke. Derweil engagiert sich Irene Bernhardt als ehrenamtliche gesetzliche Betreuerin im Dulsberger Hesse-Diedrichsen-Heim. Dort gebe es „immer nettes, geduldiges Pflegepersonal“.

Eher negative Erfahrungen hat Wiebke Fliege mit dem Hartwig-Hesse-Haus in Rissen gesammelt. Vielleicht ein Einzelfall, aber sie meint: „Das Haus ist auf diese Art von Patienten gar nicht vorbereitet.“ Es gebe dort zu wenig für Demenzkranke ausgebildetes Personal. Die Leserin fordert: „Es wäre schön, wenn in die Beurteilung der Pflegeheime auch die Erfahrungen der Bewohner und Angehörigen mit einfließen.“ Die Ersatzkassen haben das Problem erkannt und erheben jetzt auch die Lebensqualität. Informationen dazu gibt es zum Beispiel auf dem Internetportal heimverzeichnis.de, das auch auf Bewertungen der Bewohnerbeiräte basiert.