Verkehrswissenschaftler Manfred Miethner plädiert dafür, Güterzüge umzuleiten und die Regionalbahn häufiger fahren zu lassen. Der Hauptbahnhof habe dafür genug Kapazität.

Wandsbek. Die geplante S 4 von Hamburg nach Bad Oldesloe steht, wie berichtet, auf der Kippe. Das Bundesverkehrsministerium bezweifelt ihre Wirtschaftlichkeit, weil dem 2009 gutachterlich errechneten Nutzen von 550 Millionen Euro Baukosten von geschätzten 630 Millionen Euro (Stand 2013) gegenüberstehen.

Am Hauptbahnhof scheiden sich die Geister. Er ist das Nadelöhr, sagen die S-4-Befürworter. Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems sei die S 4, sagt der Vorsitzende des Verkehrsausschusses in der Hamburger Bürgerschaft, Ole Thorben Buschhüter (SPD).

Denn die S4 erlaube es, Fernbahnsteige, die derzeit die Regionalbahn nutzt, weitgehend freizumachen und den Bahnverkehr aus Bad Oldesloe beziehungsweise aus Bargteheide und Ahrensburg an den S-Bahnsteig zu verlegen, der bisher noch nicht voll ausgelastet ist.

Der Hauptbahnhof sei zwar eng, aber dies rechtfertige keine unsinnigen Investitionen, sagen die Gegner aus den Bürgerinitiativen Bezirk Wandsbek und der Verkehrswissenschaftler Manfred Miethner von Ilgmann, Miethner, Partner aus Berlin. „Schwere Güterzüge durch dicht besiedeltes Gebiet zu leiten ist überaus fragwürdig“, sagte Miethner. „Zumal auch immer mehr Gefahrgüter durch die Wohngebiete rauschen werden.“ Würde der Güterverkehr umgeleitet, könnte die Regionalbahn häufiger fahren, und die S-Bahn wäre überflüssig. Der Hauptbahnhof könne das durchaus leisten, er sei weit weniger belastet als die Hauptbahnhöfe in Köln oder Düsseldorf.

Vollkommen einig sind sich beide aber darin, dass die geplanten zusätzlichen Gleise zwischen Hasselbrook und Ahrensburg weder dem Güterverkehr noch dem Personenfernverkehr nützen würden. Neue Gleise durch den Bezirk Wandsbek würden allein der S4 dienen.

Die S-4-Kritiker wollen auf der Strecke Hamburg–Lübeck erst einmal gar nichts machen. Aber um den Güterverkehr langfristig aus Hamburg heraushalten zu können, müsste die Alternativstrecke über Bad Kleinen ausgebaut werden. Buschhüter hat nichts dagegen. Es sei eine Finanzierungsfrage, sagt er. Denn zusätzlich zum Ausbau der Bad Kleinen-Strecke sei die S 4 nicht zu haben.

Und mit der Regionalbahn sei das „politische Ziel eines Zehn-Minuten-Taktes“ zwischen Hamburg und Ahrensburg in der Hauptverkehrszeit nicht zu erreichen. Derzeit ergibt sich rechnerisch ein Takt von 20 Minuten. „Mehr ist nicht möglich, weil sich der Fernverkehr und die Regionalbahn gegenseitig behindern“, sagt Buschhüter.

Miethner sagt dagegen, dass nach Verlagerung des Güterverkehrs nur der ICE nach Kopenhagen betroffen sei, der nicht mit Tempo 160 durch die Bahnhöfe bis Ahrensburg rasen dürfe.