Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Wie oft sich Eltern für ihre Kinder zu Deppen machen, möchte ich nicht wissen. Ich bin derzeit damit beschäftigt, Erinnerungen an entwürdigende Erlebnisse zu verdrängen. Angefangen beim „Heideidei“-Talk in der Baby-Blickkontakt-Gruppe über peinliche Szenen im Freibad, wenn Mutter den Kindern demonstrieren wollte, wie puppig so ein Kopfsprung vom Dreier ist, und Tage später noch den Bauch schonen musste. Und dann die von autoritären Lehrern eingeforderten Gespräche, in denen Verhaltensweisen und nicht erbrachte Leistungen des Nachwuchses thematisiert wurden, von denen die Mutter im Traum nichts geahnt hatte.

Die Kinder haben sich zu Persönlichkeiten entwickelt, die selbstbewusst Probleme benennen, lösen und selbstständig Entscheidungen treffen. Dazu zählt diese: Die Töchter haben es satt, sich diktieren zu lassen, welche Kleidungsstücke sie tragen. Damit meine ich nicht das Diktat der Mutter, sondern das der Branche. So entschieden sie, von der Mutter unbemerkt, dass bestimmte Labels ja so was von uncool sind (die zuvor über Jahre heiß begehrt und nur in New York oder London zu kaufen, aber längst überteuert auch in Hamburg zu haben sind). Ebenso unbemerkt entsorgten die Töchter ihre uncoolen Klamotten in Mamas Kleiderschrank.

Die Mutter wiederum entdeckte die total praktischen Kapuzenpullis für sich, die mit den großen, aufgenähten Buchstaben hintendrauf. Hohn und Spott der Kollegen, die mir durchs Büro folgten und laut den Markennamen vorlasen, trafen mich unvorbereitet. Die gestammelte Erklärung, Mutter trage die Klamotten der Töchter auf, ging in lautem Gelächter unter. Ich bin sicher, es wird mir gelingen, auch dieses Erlebnis zu verdrängen.