Sie will jeden Menschen so annehmen, wie er ist, sagt sie. Auch wenn das wie eine Floskel klingt: Carmen Krüger weiß, wie schwer das für die Gesellschaft ist. Die 57-Jährige leitet seit sieben Jahren die Sozialküche Pottkieker in Dulsberg. Es sind vor allem einsame alte Menschen, die zu Carmen Krüger kommen. Der Pottkieker ist aber auch Arbeitgeber für Menschen, die lange arbeitslos waren.

Im Oktober musste Krüger das Aus für die Einrichtung verkünden. Ein Armutszeugnis für eine reiche Stadt wie Hamburg, fanden die Leser des Abendblatts. Fast 1000 Abendblatt-Leser spendeten, rund 200.000 Euro kamen zusammen. Jetzt ist der Bestand für drei Jahre gesichert. „Wenn das keine Weihnachtsgeschichte ist“, sagt Krüger.

Die gebürtige Kölnerin kam 1976 nach Hamburg. Als Sozialarbeiterin zu arbeiten – das ist für sie eine Berufung. Seit 17 Jahren lebt sie auf St. Pauli, in einer WG mit anderen Erwachsenen und deren Kindern. Zusammen bewirtschaften sie einen Bauernhof in den Elbauen, bauen Obst an und kümmern sich um Brutkästen. Jedes Wochenende fährt Krüger raus. Häufig kommen dann auch ihre beiden Töchter zu Besuch, die sie alleine großgezogen hat.

Als Sozialarbeiterin verdient sie nicht viel. Es kann sein, dass auch Carmen Krüger im Alter bedürftig sein wird. „Was kann ich tun?“, fragt sie und lacht. „Ich kann dafür sorgen, dass es den Pottkieker dann noch gibt.“