Im Getümmel der Märkte finden Kriminelle leicht Opfer. Auch die Zahl der Einbrüche steigt. Die Polizei gibt Tipps, wie Sie sich schützen.

Hamburg. Vorsicht vor Dieben, Betrügern und Einbrechern: Kriminelle haben in der Weihnachtszeit Hochkonjunktur. „In dem Trubel in den Einkaufszonen achten viele nicht ausreichend darauf, sich vor Diebstählen zu schützen“, sagt Martina Baumgart von der Dienststelle des Landeskriminalamtes für Kriminalprävention.

Die Zahlen belegen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Dieb den Bummel durch die Stadt verdirbt, ist kurz vor Weihnachten höher als im Rest des Jahres. Die Chance, Opfer einer Straftat zu werden, ist nach Angaben der Polizei am Hauptbahnhof, an der Reeperbahn/ Sternschanze und in der Innenstadt besonders hoch. So nehmen Taschendiebstähle in der City im Dezember regelmäßig drastisch zu.

Waren es dort nach einer dem Abendblatt vorliegenden Sonderauswertung der polizeilichen Kriminalstatistik im November 2012 noch pro Monat 85 angezeigte Fälle, stieg die Zahl im Dezember auf 239 Fälle. In den Ausgehvierteln Reeperbahn und Sternschanze sind Diebe besonders aktiv. 4236 Anzeigen registrierte die Polizei im Vorjahr in diesen Vierteln, das entspricht fast einem Drittel aller in Hamburg begangenen Taschendiebstähle. Allein im Dezember 2012 schlugen sie dort 462-mal zu.

Besonders auf Weihnachtsmärkten, wo die Menschen dicht gedrängt vor den Glühweinbuden stehen, haben Diebe leichtes Spiel. Auch wenn es banal klingt: Gut beraten, ist wer einige Tipps beherzigt. „Achten Sie verstärkt auf Ihre Wertsachen und nehmen Sie nur so viel Geld mit, wie Sie vermutlich brauchen“, sagt Baumgart. Geld- und Wertsachen sollten nur in den Innentaschen, nie in den Gesäßtaschen aufbewahrt werden. Achtung auch bei den Weihnachtseinkäufen. „Die Adventswochenenden sind ein Paradies für Taschendiebe“, sagt Baumgart. Deshalb gilt: Alles, was wertvoll ist, dicht am Körper tragen. Die Reißverschlüsse der Handtaschen sollten immer geschlossen sein, nie Jacken achtlos über die Stuhllehne legen. Vorsicht ist geboten beim Zwischenlagern der Weihnachtseinkäufe im Auto, zumal Diebe versucht sein könnten, sich mit Ihren Geschenken eine Freude zu machen.

„Parken Sie bevorzugt auf bewachten und überwachten Parkplätzen und nutzen Sie Paketbusse oder ähnliche Servicestellen beim Zwischenlagern“, sagt Baumgart. Nach wie vor kann auch das Geldabheben riskant sein. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden rund 250 Geldautomaten im Bundesgebiet manipuliert, der Schaden durch das sogenannte Skimming liegt bei acht Millionen Euro. Dabei werden Geldautomaten so manipuliert, dass die Betrüger die geheimen Daten der Kunden ausspähen können, etwa indem sie auf die originale Tastatur ein echt aussehendes Tastaturfeld montieren, das sich die eingegebene PIN „merkt“. Die Polizei rät: „Decken Sie bei der Eingabe Ihrer PIN die Tastatur ab, begrenzen Sie die Menge an Bargeld, die täglich von Ihrem Konto abzuheben ist.“

Wer nur eine kurze Runde über den Weihnachtsmarkt drehen möchte, sollte trotzdem beim Verlassen der Wohnung nicht die Fenster auf Kipp stehen lassen und die Wohnungstür nicht nur zuziehen, sondern abschließen. Aus dem gleichen Grund sollte niemand auf dem Anrufbeantworter oder in sozialen Netzwerken wie Facebook zu erkennen geben, dass er sich gerade im Urlaub befindet. Vielleicht neiden Ihnen die Liebsten, dass Sie in der Sonne sind. Aber Kriminelle können so mit geringem Aufwand herausfinden, dass ihre Wohnung ungesichert leer steht.

Vorsicht walten lassen sollte man auch bei falschen Spendensammlern, die an der Haustür klingeln oder auf der Straße um Bares betteln. Die Polizei rät: Lassen Sie sich bloß nicht drängen! Ob eine Spendenorganisation seriös arbeitet, lässt sich über das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen herausfinden. Das Institut vergibt das DZI-Spendensiegel.

Nicht nur auf den Straßen und vor den Glühweinständen droht Gefahr. Immer häufiger wird das Internet zum Schauplatz krimineller Aktivitäten. Die Zahl der Online-Shopping-Delikte geht in der Vorweihnachtszeit in die Höhe. Das liegt unter anderem daran, dass deutlich mehr im Internet bestellt wird. „Nutzen Sie bei Online-Geschäften die Abbuchungsermächtigung: Sie haben ihre Kontobewegungen besser im Blick und können unberechtigte Abbuchungen zeitnah zurückrufen“, sagt Martina Baumgart. „Achten Sie zudem auf die Lieferbedingungen, hier fallen häufig hohe Zusatzkosten an.“

Eine besonders perfide Masche ist der sogenannte Love-Scam. Die Einsamkeit der Menschen und deren Bedürfnis nach Zuwendung vor dem Fest öffnet Liebesbetrügern Tür und Tor. Die Manipulatoren schwafeln auf Internet-Partnerbörsen von der großen Liebe. Wer Vertrauen gefasst hat, läuft Gefahr, buchstäblich ausgenommen zu werden wie die Weihnachtsgans. Die Täter, die ihre Aktivitäten meist aus dem Ausland steuern, verweisen auf einen kurzfristigen finanziellen Engpass oder ein angeblich unschlagbares Anlagemodell – um bei ihren Opfern nach allen Regeln der Kunst abzukassieren.

Nicht trauen sollten Sie auch Arbeitsvermittlungs-Mails, die damit werben, dass sich durch eine leichte Tätigkeit von zu Hause aus mindestens 4000Euro verdienen lassen. Baumgart: „Ignorieren Sie solche Angebote. Niemand hat Geld zu verschenken. Häufig verbirgt sich hinter derartigen Angeboten eine Form der Geldwäsche.“

Ein Thema während der Festtage ist auch Gewalt im häuslichen Bereich, die Leidtragenden sind häufig Frauen. Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ in Köln bietet an den Feiertagen rund um die Uhr Hilfe an.