Eine Glosse von Axel Ritscher

Wenn das moralische Gesetz in mir locker lässt und mir ein wenig Muße genehmigt, gucke ich gern in den bestirnten Himmel über mir. Ich staune über die erhabene kosmische Ordnung und freue mich, ein kleines Rädchen im Getriebe sein zu dürfen. Bescheidenheit ist eine Zier.

Da ziehen mächtige Gestirne auf ewigen Bahnen um andere mächtige Gestirne auf ebenso dauerhaften Milchstraßen und kommen sich doch nie ins Gehege. Planetenverkehre und Sterne wirken auch in der Rushhour trefflich zusammen, leuchten uns, liefern Horoskope und schaffen es auch noch, dem vom Menschen planlos ausgebrachten Weltraumschrott auszuweichen. Keine Staus, keine Karambolagen, harmlose Kreuzungen. Die Natur kann ruhig mal etwas angeben, sie hat allen Grund dazu.

Da müssen wir mit unserem Menschenwerk schon sehr viel kleinere Brötchen backen. Wir schaffen es nicht einmal, auf Beschleunigungsstreifen ordentlich Gas zu geben, wir haben das Reißverschlussverfahren auch Zeitalter nach dessen Einführung nicht verstanden. Wir blockieren Radwege mit unseren Autos, Fußwege mit unseren Fahrrädern, selbst mit einem Einkaufswagen kommen wir nicht unfallfrei durch den Supermarkt. Wenn wir einen Kreisverkehr bloß sehen, verursachen wir schon einen Stau. Wir bleiben stehen, wenn grün ist, und wir erlauben es viel zu intelligenten Verkehrsplanern, uns undurchschaubare Kreuzungen mit rechts anzusteuerndem Linksabbiegerspuren anzubieten. Auf denen müssen wir uns dann fluchend zurechtfinden. Es ist höchste Zeit, auf diesem Weg umzudrehen.

Aber können wir überhaupt zurück zur Natur? Sind U-Turns auf deutschen Autobahnen nicht längst verboten?